Es fällt mir ehrlich gesagt schwer, dies hier öffentlich zu machen. Bozen hat gerade als erste nicht-österreichische Mannschaft die EBEL-Meisterschaft gewonnen und das in einem Finale, das nicht spannender hätte sein können. Vor allem schwer fällt es mir als HCB-Fan, diesen Beitrag hier zu posten. Um also mögliche Polemiken vorzukommen: diesen Beitrag schreibe ich nicht aus Neid und schon gar nicht, um der Mannschaft und den Fans den Sieg nicht zu gönnen. Doch ich finde, dass solche Sachen angesprochen gehören, auch wenn hier in Bozen eine Euphorie herrscht, die kaum zu beschreiben ist. Doch genau deshalb, da so viele Leute die Spiele des HCB verfolgen und der Verein auch in Österreich für Aufmerksamkeit gesorgt hat, sehe ich dies als Chance, das Problem einem großen Publikum zugänglich zu machen.
Vorab: ich entschuldige mich bereits jetzt, denn das wird ein etwas längerer Beitrag werden. Außerdem will ich jetzt schon klarstellen, dass ich kein Pauschalurteil gegen die ganze Bozner Fankurve fälle, sondern explizit den harten Kern der "Ultras" anspreche, der dafür verantwortlich ist. Der Großteil der Kurve ist nicht davon betroffen und weiß größtenteils auch nicht über die Vorgänge bescheid, die gewisse Personen betreffen. Doch der Reihe nach.
Immer wieder fallen einige Anhänger des HC Bozen negativ auf. Auf den ersten Blick scheint es nicht so, doch bei einer genaueren Betrachtung der Situation, in und auch außerhalb des Stadions, kann man gewisse politische Tendenzen erkennen. Für das normale Publikum verdecken die betroffenen Personen gekonnt ihre ideologische Überzeugung, oft wird eine Symbolik verwendet, die nicht gleich als faschistisch zu erkennen ist. Das sehe ich als riesen Problem, weshalb ich auch der Meinung bin, dass dies angesprochen werden muss. In der Folge werde ich all jene Machenschaften aufzeigen, die die Bozner Ultrasszene betrifft:
Bei allen Spielen, wo der harte Kern der Bozner Ultras anwesend ist, sowohl bei Heim- als auch bei Auswärtsspielen, hängt stets das Banner der Band "ZetaZeroAlfa" (ZZA). Hier handelt es sich um eine neofaschistische Band aus Rom, deren Leadsänger, Gianluca Iannone, auch Gründer von "CasaPound" ist, einer faschistischen Organisation, die 2003 offiziell gegründet wurde. Die erste nationale Demonstration wurde 2011 ausgerechnet in Bozen abgehalten, mit starker Unterstützung vom bekennenden Bozner Faschisten Andrea Bonazza, Gründer des Bozner CasaPound ablegers und einer der führenden Köpfe der Bozner Ultras. Bonazza führte jahrelang das Bozner Lokal ""Bar8" (Bar otto), ein Sammel- und Treffpunkt der rechtsradikalen, vornehmlich italienischen Szene, in dem regelmäßig auch sog. "nicht-konforme" Musik, also rechtsradikale Musik, gespielt wurde. Außerdem wurde er bereits zu einer mehrmonatigen Haftstrafe wegen Widerbetätigung (er hat gegen das sog. "Mancino-Gesetz" verstoßen, welches mit dem österreichischen "Verbotsgesetz" vergleichbar ist) verurteilt. Des Weiteren ist er Sänger der faschistischen Bozner Hardcore-Band "No Prisoner".
Beim ersten Saison-Spiel des HCB in Innsbruck im September wurde ein Transparent angefertigt, das (nur von der Hinterseite erkennbar) mit alten CasaPound-Plakaten angefertigt wurde. Bei der ersten Live-Übertragung von ServusTV eines Spieles des HCBs, erneut gegen Innsbruck, wurde in der Bozner Kurve eine griechische Fahne geschwenkt, als Erinnerung an die wenige Tage vorher getöteten griechischen Neonazis und Mitglieder der Partei "Goldene Morgenröte". Eine andere Fahne, die spätestens seit den Finalspielen immer mit von der Partie war, war die Parteifahne der nationalistischen japanischen Partei „Kodo-ha“ (die Fahne zeigt die heutige japanische Nationalflagge, ergänzt mit 16 stilisierten Strahlen), die im 2. Weltkrieg zu den Achsenmächten gehörte. Eine weitere Fahne, die seit nun geraumer Zeit zu sehen ist, ist eine Fahne, die gewisse Ähnlichkeiten mit der deutschen Reichskriegsflagge, die z.B. auch von der nationalsozialistischen Luftwaffe verwendet wurde, hat. Diese Fahne stammt vermutlich vom Ultras-Ableger aus der südlich von Bozen gelegenen Stadt Leifers. In Leifers gibt es außerdem zwei Lokale, "Hobbit Pub" und "Black Box", in denen beinahe schon regelmäßig faschistische Bands Konzerte geben, unter ihnen auch die zwei Bozner Hardcore Bands "No Prisoner" und "Green Arrows". Auf der Facebook-Seite der Bozner Ultras "Figli di Bolzano Hcb1933" wurde auch schon ein solches Konzert beider Bands im "Hobbit Pub" beworben. Außerdem wurden alle HCB-Fans nach dem ersten Finalspiel gegen Salzburg in besagte Bar zu einer After-Party eingeladen. In Leifers gibt es außerdem ein weiteres Lokal, die "Bar H". Bei mindestens einem Heimspiel des HCB wurde eine Feier in diesem Lokal beworben. Auf der Facebook-Seite ("Bar H Laives") dieser Bar erkennt man schnell, in welche Richtungen deren Besitzer und einige seiner Besucher ideologisch gehen. Es wurden auch schon After-Parties im Bozner Lokal "ROCKaForte" organisiert. Auch in diesem Lokal treten regelmäßig faschistische Bands auf.
Gerne verwendet werden Symbole, die nicht immer sofort als faschistisch erkennbar sind. So hält auf der offiziellen Facebook-Seite der Bozner Ultras z.B. ein Reichsadler das Bozner Stadtwappen. Der Adler ist überhaupt ein gern verwendetes Symbol der Ultras. Beispielsweise wurde das erste Heimspiel gegen Fehervar mit den heroischen Soldaten aus dem Film "300", zu dessen beiden Seiten zwei Reichsadler abgebildet sind, beworben. Ein weiteres Wappen der Ultras zeigt ein weißes Schild, auf dem ein rotes Kreuz abgebildet ist, und auf dessen rechter Seite die italienische und auf der linken Seite die reichsdeutsche Fahne (sprich die offizielle Nationalflagge Nazi-Deutschlands) abgebildet sind.
Um erneut auf die Facebook-Seite der Ultras zurückzukommen. Dort gibt es Hinweise en masse ihre Ideologie betreffend. Einmal wurde bspw. ein Foto gepostet, auf dem ein Tattoo abgebildet ist, das einen Reichsadler zeigte, dessen Bauch aus dem Bozner Stadtwappen besteht und der in seinen Klauen eine Schriftrolle mit dem Wort „Bolzano“ hält. Unter dem Adler ist die obere Hälfte eines Eisernen Kreuzes zu sehen. Weitere Hinweise lassen sich auch vor dem vierten Finalspiel gegen Salzburg identifizieren. So wurden gewisse Ultras wenige Stunden vor dem Spiel ausdrücklich aufgefordert, beim Abspielen der italienischen Nationalhymne nicht ihren rechten Arm zum römischen Gruß zu erhoben und es wurde unterstrichen, dass man das österreichische Volk nicht schmähen sollte (z.B. durch den Fangesang „scheiße Österreich“). Ersterem kamen einige Ultras nicht nach: nach dem Ende des Spiels, als sich die Fankurve langsam leerte, wurde die italienische Hymne erneut angestimmt, wobei zu diesem Anlass es einige nicht unterlassen konnten, ihren rechten Arm in die Lüfte zu heben. Auch wenige Stunden vor demselben Spiel wurde das Video „Siamo qui per voi“ (zu deutsch „Wir sind hier für euch“) der faschistischen Band „Civico 88“ gepostet (zur Erinnerung: die Zahl 8 steht für den achten Buchstaben im Alphabet, also dem Buchstaben „H“. 88 ist der Code für „Heil Hitler“). Ein anderes Mal, unmittelbar vor dem ersten Saisonspiel im September gegen Innsbruck, wurde das Lied „Amico Tirolese“ (zu deutsch „Tiroler Freund“) der faschistischen Band „Sumbu Brothers“ gepostet. In diesem Lied werden die Südtiroler aufs härteste beleidigt: ihnen wird vorgeworfen italienisches Geld zu stehlen, sie werden als Idioten, Trottel, Gescheiterte und Unmündige tituliert und ihnen wird vorgehalten, dass sie sich mit den Basken und den Iren gleichsetzen, es aber schon viel ist, wenn man sich zwei Mal im Monat "einen runterholt".
Auch auf ihrer Facebook-Seite zu finden sind ihre „Gefällt mir“-Angaben. Dazu gehört das rechtsextreme Nachrichtenportal „Il Primato Nazionale“ (zu deutsch „Die nationale Vorrangstellung“) und die Seite „Quelli del vecchio Bar8“ (zu deutsch „Jene der alten Bar8“).
Diese Entwicklung empfinde ich als sehr problematisch. Doch ist dies nicht erst seit dieser Saison so. Schon seit 1991, damals noch unter dem Namen „Mele Marce“ (zu deutsch „Faule Äpfel“), haben sich rechtsgesinnte Bozner den Hockeysport als Bühne ausgesucht. Doch vom Verein selbst wird herzlich wenig dagegen unternommen, obwohl sie davon Bescheid wissen.
Ich will erneut klarstellen: dies ist kein Pauschalurteil gegen die gesamte Bozner Fankurve. Die Leute, die hierovn betroffen sind, sind ein überschaubarer Haufen, doch problematisch ist, dass sie das Sagen in der Kurve habe und sich die Fans an ihnen orientieren und sie die Ansprechpersonen der Kurve sind. Habe dann noch eine Frage an euch hier: gibt es auch bei euren Fanlagern solche Tendenzen? Wenn ja: wird was dagegen unternommen? Was macht der Verein dagegen?
P.S.: Da vor Kurzem die Partei „Süd-Tiroler Freiheit“, die es sich zum Ziel gesetzt hat Südtirol zurück nach Österreich zu führen und auch einige Probleme mit Rechtsextremismus in ihren Reihen hat, auf dieses Problem aufmerksam gemacht hat, will ich mich hier davon distanzieren. Ich bin weder ein Wähler und schon gar kein Anhänger dieser Partei. Auch gehöre ich nicht einer Organisation wie der „Antifa Meran“ an, die auch schon vermehrt auf dieses Problem in Bozen hingewiesen haben. Das wollte ich hier nur klarstellen.