(Zu) frühe NLA-Transfers: So denken die Sportchefs
Chris McSorley-Genève-Servette HC: ''Es muss sich etwas ändern, aber das wird wahrscheinlich nicht passieren, solange ich lebe. Es ist mir immer noch sehr unangenehm, mit Spieler zu verhandeln, die noch bei anderen Teams unter Vertrag stehen, aber es ist ein Teil der hiesigen Kultur und ich muss das akzeptieren.
Es gäbe sicher Lösungen, um dies zu ändern. Die NHL macht es ja vor, dieses System könnte man problemlos auch auf die Schweiz adaptieren, aber es bräuchte dazu einen mutigen Schritt der Liga.''
Reto Kläy - EV Zug: ''Einerseits begreife ich die Fans, die das nicht goutieren, wenn man schon im August weiss, dass ein Spieler schon bereits für die kommende Saison irgendwo anders unterschrieben hat. Auf der anderen Seite kann es auch für den Spieler ein Vorteil sein, wenn er den Kopf leer hat, den das Ganze Drumherum kommt ja sowieso irgendwann. Wenn das früh genug abgeschlossen wird, kann man sich besser auf das Wesentliche konzentrieren.
Das zu Ganze zu regulieren ist ziemlich schwierig. Das Einzige, was man wohl zustande bringen würde, wäre, die Kommunikation zu regulieren. Aber ich glaube, diese frühen Transfers zu unterbinden ist nicht möglich, denn da würde man zu stark ins Arbeitsrecht eingreifen.''
Martin Steinegger - EHC Biel: ''Es ist sehr schwierig, etwas dagegen zu machen. Aber wir müssen irgendetwas machen. Es kann nicht sein, dass Spieler bereits im Sommer für die Folgesaison bei einem anderen Klub unterschreiben. Ich habe jedoch leider auch keinen Vorschlag, wie man das regeln könnte. Bei jedem Lösungsansatz, den ich mir überlegt habe, gibt es eine Kehrseite. Ich bin grundsätzlich sehr liberal und gegen viele Regulierungen, denn es gibt immer Möglichkeiten, diese zu umgehen und dann wir immer derjenige der betrogen, der sich daran hält. Das System NHL sehe ich eher weniger, denn das Arbeitsrecht ist hier ja ganz anders als in Nordamerika.
Aber wir sprechen von Glaubwürdigkeit und Identifikation. Ich weiss, was es bedeutet, wenn man über die Schmerzgrenze zu gehen... Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alle dann noch machen... Auch gegenüber den Zuschauern und den Sponsoren ist es eine schlechte Situation. Daher muss irgendetwas passieren.''
Roland Habisreutinger - HC Lugano:''Jeder muss selber wissen, wann er seine Transfers machen will. Zu sagen 'ich mache es später' ist einfach, denn das heisst noch lange nicht, dass 11 andere es auch so machen. Solange es keine anderen Weisungen gibt, kann jeder seine Transfers machen, wann er will.
Ich war immer dafür, dass man nur dann Regulierungen macht, wenn man es auch kontrollieren kann. Wenn das nicht geht, sollte man es auch nicht regeln. Ein System wie in der NHL kann nicht funktioneiren, da die Verträge in der Schweiz nicht registriert werden. Das sind wir weit davon weg vom System Nordamerika.''
Edgar Salis - ZSC Lions: ''Ich persönlich finde es nicht gut, dass solche Sachen passieren und zugelassen werden. Aber so wie das Ganze momentan aufgestellt ist, ist es nicht illegal und wir müssen das akzeptieren.
Ich denke, die Meisten wünschen sich, dass es eine Regelung gäbe, aber eine Umsetzung wäre sehr kompliziert. Das System NHL kommt immer wieder auf, ich persönlich finde das auch gut. Ich weiss zwar nicht, ob es in Nordamerika nicht auch solche Deals gibt, aber es wäre sicher wünscheswert, so etwas aufzubauen. Ich denke jedoch nicht, dass das realistisch ist.''
Ivano Zanatta - HC Ambri-Piotta: ''Ich finde diese neue Angewohnheit falsch. Wenn ein Spieler bei einem Verein unter Vertrag steht, muss er dem Klub bis zum Vertragsende Respekt zollen und treu bleiben. Ein so verfrühter Wechsel finde ich respektlos gegenüber dem eigenen Klub und den Fans. Nach dem Saison- und Vertragsende ist es dann eine ganz andere Situation, das geht in Ordnung.
Ich würde ein System wie in der NHL bevorzugen. Einige Spieler sind dann auch mental geschwächt und haben bei bereits feststehendem Transfer nicht mehr die selbe Einstellung - das ist einfach nicht logisch. Die Zukunft ist eine Konsequenz aus der Gegenwart - man soll sich einen neuen Vertrag mit guten Leistungen verdienen. Das ist natürlich nicht möglich, wenn man schon vor der zu spielenden Saison weiss, wo man als nächstes aufläuft.''
Christian Dubé - HC Fribourg-Gottéron: ''Ich finde das keine gute Sache, es müsste wohl ein Datum geben, ab welchen Transfers erlaubt wären. Es ist schwierig, wir sprechen oft darüber. Denn selbst wenn du eine Vereinbarung hättest, könnten die Teams noch immer hinter deinem Rücken verhandeln.
Natürlich wäre es gut, ein System wie in Nordamerika zu haben, denn es nie einfach, gegen ein Team zu spielen. bei welchem man schon unterschrieben hat - ich habe das ja ein paar Mal erlebt.''
Sven Leuenberger - SC Bern: ''Ich denke, wir Sportchefs müssen uns in dieser Sache selber ein bisschen an der Nase nehmen und versuchen, die Spieler, die man behalten möchte, genug früh anzusprechen. Aber es ist doch auch so, dass der Markt an freien Spielern eher klein ist, versucht man halt sehr früh, das Interesse anzumelden.
Grundsätzlich wäre es ganz klar besser, wenn man das zu einem späteren Zeitpunkt machen könnte. Manchmal gibt es aber Konstellationen, in welchen ein Spieler sagt: 'Wenn du mir keine Offerte machst, unterschriebe ich beim aktuellen Team.' Und das ist dann halt die Grundlage für deine Entscheidung. Es gibt ja noch 11 andere Teams, die auch Spieler suchen und deshalb gibt es diese frühen Geschichten. Aber ich bin eigentlich nicht gerade der, der sich für dieses System ausspricht.
Das Problem ist Folgendes: Alles, was man nicht kontrollieren kann, basiert auf Vertrauen. Und ob sich dann wirklich alle daran halten? Ich weiss noch, als ich schon spielte, hiess es einmal, man aquiriert nicht mehr so früh. Die Quintessenz war dann: Bereits im August und September fragten Klubs bei mir an, einfach über eine Vermittlungsperson. Das war dann einfach ein Umgehen eines 'gentlemen agreements'.''
Bruno Aegerter - Scout HC Davos: ''Heute ist man das Ganze Jahr mit Spielerwechseln konfrontiert. Es ist sowohl für die Teams als auch die Spieler komisch, wenn so früh Verträge abgeschlossen werden. Man versucht dann, dies unter Verschluss zu halten, doch das gelingt ja meistens auch nicht wirklich.
In der Nationalliga-Versammlung wurde das einmal besprochen, aber rechtlich kann man da nichts unternehmen. Jeder darf bei einem anderen Arbeitsgeber so früh unterschreiben, wie er will. Eine Möglichkeit wäre ein ''gentleman agreement'', aber das kann man ja nicht kontrollieren. Ich denke, wir müssen mit dem umgehen. Denn wenn es eine Lösung gäbe, die funktioneiren würde, hätte man die bereits implementiert, denn keines der Teams ist mit dieser Situation glücklich.''
Jörg Reber - SCL Tigers: ''Unser System ist nun mal so, also versucht jeder, da mitzugehen. Ich finde es aber schon ziemlich früh, wenn ein Spieler bereits im August für die kommende Saison unterschreibt. Aber ob man das schlau unterbinden kann, kann ich momentan nicht beurteilen.
Ich denke jedoch, dass die meisten Spieler mit der Situation umgehen können und weiter 100% für den aktuellen Klub geben. Es ist ja ein Profibusiness, alleine aus Respekt gegenüber dem Klub und den Fans sollte man das von einem Spieler verlangen dürfen.''
Jan Alston - Lausanne HC: ''Es wurde bereits mehrfach diskutiert und muss auch wieder diskutiert werden, denn es ist klar, dass es weder für den Verein noch für den Spieler eine einfache Situation ist. Wir müssen da einen Konsens finden in der Liga.''