hab da was rausgegoolet was im VSV transfergeflüster disk.wird :
Die Logo-Figur Johnny Canuck - Repro: Cord Heine
Das Eishockey-Team der Vancouver Canucks steht 2011 im Stanley-Cup-Finale. Doch in Kanada hält sich die Unterstützung jenseits der Rockies in Grenzen.
Die Durststrecke währt seit 18 Jahren. 1993 ging der Stanley Cup, die begehrteste Mannschaftstrophäe der Welt, letztmalig nach Kanada. Die Montreal Canadiens besiegten seinerzeit in der Endspielserie der National Hockey League (NHL) die Los Angeles Kings und brachten den stattlichen Silberpokal heim ins Eishockey-Mutterland. Logisch, dass im Juni 2011 ganz Kanada seinen Vancouver Canucks im Duell mit den Boston Bruins die Daumen drückt. Oder?
Von wegen. Geht es nach der in Vancouver erscheinenden Tageszeitung "The Province", dann hassen die meisten Kanadier die Canucks. "Most of Canada hates the Canucks" titelte das Blatt einen Tag, nachdem Vancouver in der Enspielserie durch einen 1:0-Erfolg gegen Boston 1:0 in Führung gegangen war. Last-Minute-Torschutze Raffi Torres, der 19 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit einen sehenwerten Schachzug auf dem Eis erfolgreich abschloss, ein Volksheld? Klar - aber nur in Vancouver und in der Provinz British Columbia, in der die Olympia-Metropole von 2010 liegt.
Vancouver: Das gallische Dorf im Eishockey-Mutterland
Vancouver muss so etwas wie das gallische Dorf im Eishockey-Mutterland sein. Drumherum und östlich der Rocky Mountains hält sich die Zuneigung zu den Canucks in Grenzen, in der Stadt selbst und dem Umland hingegen ist die Liebe riesengroß. Flaggen an den Autos, in blau-grünen Trikots herumstolzierende Menschen und ausgelassen feiernde Canucks-Fans in Pubs oder auf großen Plätzen beim Public Viewing legen davon Zeugnis ab. Die "Vancouverites" zahlen gar Ticketpreise von mehr als 1000 kanadischen Dollar (707 Euro), um ihr Team live im Finale zu sehen. Und doch ist Vancouver Kanadas NHL-Enklave - obwohl der Slang-Ausdruck "Canucks" für "Kanadier" steht. Für alle.
Warum nur ist die Unterstützung für die Vancouver Canucks derart beschränkt? "Das ist ein komplexes Problem", sagt David Fransen. Kanadas Generalkonsul in Los Angeles, selbst ein großser Eishockey-Fan, glaubt, dass es an geografischen Aspekten liegt. "In Ontario kannst du Fan von Toronto, Montreal, Detroit, Buffalo oder einem anderen NHL-Team sein. In Alberta findet man Edmonton oder Calgary toll. Aber wann überträgt man seine Loyalität auf Kanada?" Soll heißen, Vancouvers Truppe ist halt nicht das "Nationalteam" im Rennen um den Stanley Cup.
Kanada: Nur sechs NHL-Teams, aber 53 Prozent aller NHL-Spieler
Aus Kanada stammen 53 Prozent aller aktuellen NHL-Spieler. Dennoch stellt das zweitgrößte Land der Erde nur sechs von 30 Mannschaften in der National Hockey League. Dieses Missverhältnis verbessert sich mit der gerade angekündigten Rückkehr der NHL nach Winnipeg zur neuen Saison nur leicht auf 7:23 - Atlanta verliert seine "Thrashers". Umso verwunderlicher also, dass jetzt nicht alle Canucks "ihr" Team mit Stanley-Cup-Kampf gegen eine US-Mannschaft unterstützen.
Offenbar schlägt hier der Neidfaktor voll durch: Vancouver mit seinem spektakulären Bergpanorama im Rücken und dem Ozean vor der Haustür ist eine der schönsten Städte der Welt. Die erfolgreiche Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2010 brachte der "Perle am Pazifik" weitere internationale Anerkennung. "Ist es da fair, dass Vancouver auch noch den Stanley Cup bekommt?" fragt die "Province" provokant - und wohl stellvertretend für viele der 33 Millionen Einwohn
Die Vancouver Canucks spielen, wenn die Fans im Osten schon schlafen
Teilweise ist auch die Geografie Schuld an der mangelnden Rückendeckung für die Vancouver Canucks im Land. Angesichts von sechs Zeitzonen spielt Vancouvers Team in der NHL meist dann, wenn der stark bevölkerte Osten Kanadas bereits schläft - und vielleicht von neuen Heldentaten der Maple Leafs, der Canadiens oder der Ottawa Senators im Stanley-Cup-Rennen träumt.
Nicht zu vergessen die Eishockey-Tradition. Kanadas östlichste Provinzen am Atlantik haben seit jeher enge Handelsbeziehungen zu Boston und Umgebung. Zudem wird den Bruins als Gründungsmitglied der NHL - das Team gehört seit 1924 dem Klub der "Original Six" an - in Kanada großer Respekt entgegengebracht. Demgegenüber wurden die Vancouver Canucks erst 1970 in die National Hockey League aufgenommen. Dieses weitgehende Fehlen einer interessanten NHL-Historie schlägt sich auch in Zahlen nieder: Boston gewann den Stanley Cup bereits fünf Mal (1929, 1939, 1941, 1970, 1972), Vancouver steht 2011 nach 1982 und 1994 erst zum dritten Mal im Finale.
Region Vancouver: Voller Exoten und Verrückter?
Vielleicht hat aber auch ganz einfach Cam Cole recht, Sportreporter der Zeitung "Vancouver Sun", wenn er die ausbleibende Zuneigung zum Team der Canucks im Rest von Kanada fast schon philosopisch zu begründen versucht: "Es ist irgendwie ein anderes Land auf dieser Seite der Berge. Die Leute sehen uns als Baum-umarmende, Marihuana-rauchende Verrückte hier draußen im Westen. Es ist schon merkwürdig, dass niemand uns wie den Rest von Kanada einordnet."