Saison 2011/12

Dass die Blackhawks den Stanleycup verteidigen, glaubten nur die wenigsten Fans. Zu groß war der Aderlass im vergangenen Sommer, zu viele Spieler mussten auf Grund der Capbeschränkung den Klub verlassen. Deshalb wurde die Saison trotz Erstrundenaus durchaus als Erfolg gewertet, vor allem weil man den späteren Stanleycup-Finalisten aus Vancouver mehr als nur ärgern konnte und sich das Team erst im siebenten Spiel geschlagen geben musste.

Torhüter: Für viele war Corey Crawford der Aufsteiger des Jahres in Chicago. Der 26jährige, im Meisterjahr noch zum größten Teil in der AHL, löste in der vergangenen Saison den enttäuschenden Marty Turco im Tor ab und etablierte sich als Starting Goaltender. Ausgestattet mit einem neuen 3-Jahresvertrag geht der Kanadier als Nummer 1 in die neue Spielzeit. Für die Backup-Position ist derzeit Alexander Salak vorgesehen. Der Tscheche zählte in der vergangenen Saison zu den besten Torhütern in der schwedischen Elitserien und erhielt im Sommer einen 2-Jahresvertrag. Möglicherweise können sich aber auch Ray Emery, vorerst mit einem Tryout-Vertrag ausgestattet, oder Cristobal Huet, der letzte Saison in der Schweiz verbrachte, im Camp für die Position der Nummer 2 empfehlen.

Verteidigung: Mit Brian Campbell hat ein weiterer Cup-Held von 2010 den Verein verlassen. Der Kanadier lieferte zwar im letzten Jahr eine sehr gute Performance ab, war aber auf Grund seines Gehalts von über 7 Mio. Dollar eine starke Belastung für die angespannte Cap-Situation. So bilden derzeit Duncan Seabrook, Duncan Keith, Niklas Hjalmarsson und der aus Buffalo gekommene Steve Montador das Grundgerüst der Defensive. Für die letzten beiden offenen Positionen gibt es mit Sami Lepisto, NHL-Veteran Sean O’Donnell, John Scott und Top-Prospect Nick Leddy, der schon im vergangenen Jahr sein Talent eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, mehrere Kandidaten. Zudem werden auch Rookie Shawn Lalonde durchaus Chancen auf einen Platz im Lineup zugesprochen.

Sturm: Mit Andrew Brunette hat man ein erfahrenen und überaus torgefährlichen Mann ins Team geholt. Der Veteran wird zusammen mit Jonathan Toews, Patrick Kane, Patrick Sharp und Marian Hossa in den vorderen zwei Sturmlinien auflaufen. Für die letzte offene Position hat man mit Bryan Bickell, Viktor Stallberg, Rostislav Olesz, Marcus Kruger, Brandon Pirri, Jeremy Morin und Michael Frolik genügend Kandidaten im Kader. Für die defensiven Aufgaben wurden Stürmer wie Dan Carcillo, Jamal Mayers, Brendon Segal oder Brett McLean im Sommer geholt. Unterstützt werden diese durch Center David Bolland und Rookie Ben Smith, der in den Playoffs durchaus zu überzeugen wusste. Interessant könnte werden, ob David Toews, der im Sommer von den Islanders kam, zusammen mit seinem Bruder Jonathan auflaufen wird, die Chancen scheinen jedoch gering zu sein.

Vorschau: Die Hawks haben durchaus Playoff-Potential, um ein Wörtchen im Kampf um den Cup mitzureden wirkt der Kader teilweise aber zu schwach.

Jonathan Toews ist die Nummer 1 der Liga - und zwar am Bullypunkt. Der Hawks-Kapitän weist beim Einwurf der Hartgummischeibe eine Erfolgsquote von über 59% auf, in den Playoffs konnte er diese Zahl sogar noch auf 65% steigern. Zudem ist der 24jährige der einzige NHL-Spieler, der in dieser Saison mehr als einen Penaltyshot verwandeln konnte (2 von 2). In dieser Kategorie ist übrigens auch ein Österreicher top, denn Michael Grabner hatte die alleinige Ehre, 3mal zum „Strafschuss“ anlaufen zu dürfen (1 von 3 verwandelt).

Die Hawks hatten mit mehreren “Problemzonen” zu kämpfen, denn sowohl bei den Specialteams als auch bei den Gegentoren lag man im unteren Drittel der Tabelle. Am meisten unzufrieden war man jedoch mit der Leistung der beiden Torhüter, denn weder Corey Crawford noch Ray Emery konnten in der gesamten Saison wirklich überzeugen. Immer wieder gab es Wechselspiele im Gehäuse, denn kein Goalie konnte über einen längeren Zeitraum konstant gute Leistungen abrufen. Letzten Endes setzte sich Crawford gegenüber seinem älteren Konkurrenten durch und durfte in den Playoffs auflaufen, doch auch dort wollte die Kritik auf Grund zweier „Softgoals“ in den Spielen 3 und 4 in der Serie gegen Phoenix nicht verstummen.

Dass die Liga in Form von Brendan Shanahan gegenüber der massiv zunehmenden Zahl an Kopfverletzungen hart durchgriff, wurde von allen Seiten sehr begrüßt. Doch der NHL Senior Vice President of Player Safety and Hockey Operations musste sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht immer mit dem gleichen Maß zu messen - so auch im Fall von Duncan Keith. Der beste Verteidiger der Saison 2009/10 checkte am 21.März im Spiel gegen die Vancouver Canucks Daniel Sedin mit dem Ellbogen nieder, was dem Schweden eine Zwangspause von 12 Partien wegen einer Gehirnerschütterung einbrachte. Keith selbst musste „nur“ eine Strafe von 5 Spielen und einen Gehaltsabzug von knapp 145.000 Dollar hinnehmen. Scharfe Kritik folgte auf die Entscheidung von mehreren Seiten, da Shanahans Urteil als viel zu gering angesehen wurde.