Abseits des ganzen Trubels um die Mannschaft möchte ich einmal das Augenmerk auf unseren neuen Trainer Johann Strömwall richten. Da war ich anfangs auf Grund doch mangelnder Trainererfahrung etwas skeptisch. Vor allem weil die Nachfolge eines Larry Huras nicht einfach war. Huras war für mich ein absoluter Top-Trainer, der aus geringem Spielermaterial sehr viel herausgeholt hat. Das ich aber von Strömwall mittlerweile doch überzeugt bin, hat 3 wesentliche Gründe:
1.) Sein Auftreten:
Wenn man sich ein Training des VSV ansieht, bemerkt man Strömwall am Eis gar nicht. Er steht eher passiv auf der Platte und schaut sich das Spielgeschen an. Kein lautes Wort, nichts. Anfangs dachte ich mir, das das nicht gut gehen kann. Was wenn wir mal eine Niederlagenserie hinlegen. Kann er da die Mannschaft motivieren bzw. ihnen die Leviten lesen? Wenn sie bei Huras schlecht gespielt haben, haben die Kabinenwände gezittert. Aber der Schein trügt bei Strömwall. Ich glaube, dass er die Mannschaft ganz gut unter Kontrolle hat, was man auch unschwer an der Leistungssteigerung der Jesenice-Partie nach der Wien-Schlappe erkennen konnte. Gelassenheit scheint einfach seine Art zu sein. Schweden sind ja auch nicht dafür bekannt, bei jeder Kleinigkeit einen Lachanfall zu bekommen. Mir gefallen auch Strömwalls Interviews: Ruhig und konzentriert auf die Aufgabe. Also ein durchaus professioneller, symphatischer und vor allem bescheidener Bursche.
2.) Sein System:
Wer Strömwall noch auf den Kufen gesehen hat, erinnert sich an einen Filigrantechniker, einen Top-Vorleger und Scorer. Er und Stefan Nilsson zählen sicher zu den besten Centern, die je beim KAC übers Eis flitzten. Umso mehr überrascht es mich, dass er den VSV so auf Kondition, Fitness und Kampfgeist trimmt - so kämpferisch kam er mir damals nicht vor. Andererseits finde ich es aber wieder sehr intelligent: Strömwall dürfte erkannt aben, dass wir nicht über das Spielermaterial verfügen, um Traumkombinationen wie die "Tre Konor" aufzuzuiehen. Also ist es wichtig, das durch Fitness, Spritzigkeit und Kondition wettzumachen. Und Leute, hier sind wir absolute Ligaspitze. Wir drehen regelmäßig verloren geglaubte Partien im Schlussabschnitt, können nach langen Unterzahlspielen nochmals zusetzen. Es ist schön zu sehen, dass wir im 3. Drittel noch dasselbe Tempo gehen können, als in den ersten 20 Minuten. Das macht das Spiel attraktiv und für die Zuseher interessant. Da macht es sich dann bemerkbar, dass der VSV seit
22. Juli, also als erste Mannschaft, mit dem Eistraining begonnen hat. Auch das Sommertraining dürfte gut gewesen sein. Klar, die Saison ist lang und auch der VSV wird in manchen Spielen müde wirken. Aber die Grundkondition ist da und ich wette darauf, dass das Strömwall nicht ganz unbeteiligt ist.
3.) Die Linienzusammenstellung:
Strömwall hat sich sehr, sehr lange Zeit gelassen, um die Linien zu finden. Er wusste auch bei den letzten Testspielen in Ritten noch nicht, welche Linien er aufs Eis schicken wird. Letztendlich glaube ich aber, dass er die Ideallösung gefunden hat. Zumindest die ersten beiden Linien funktionieren perfekt. Die Achse Wahlberg/Raffl kristalisiert sich als Waffe heraus. Der eine 6 Tore, der andere 8 Assists. Es ist also so gekommen, wie wir es erwartet haben. Hat Wahlberg einen Scorer an seiner Seite, kommt er gut zur Geltung. Dazu Ferland als kämpferisches Attribut. Er hat auch gut erkannt, das McLeod am Center fehlbesetzt ist. Spielwitz und Übersicht, das sind die nicht die Stärken des Highlanders. Zu seinen Stärken zählen sein Schuss und seine Effektivität - passt genau auf den Flügel zu Kaspitz. Dazu Kristler..7 Punkte in 7 Spielen - viel mehr brache ich zum 19-Jährigen nicht zu sagen. Toff-Pinter-Petrik, das ist unsere Fighter-Linie. Pinter ist schon etwas angefressen, weil er noch nicht scoren konnte, aber diese Linie gefällt mir trotzdem gut. Die bringen Tempo rein, die reiben den Gegner auf und letztendlich werden sie auch die Tore schießen.
Einzig ankreiden muss ich Strömwall, dass er bis jetzt noch keine wirklichen Jugendspieler auflaufen lässt. Er hat sie sich im Training angesehen - mag sein, dass ihn keiner überzeugt hat. Trotzdem brauchen immer wieder junge Kräfte Bundesligaerfahrung, damit der Stein am Rollen bleibt. Erinnern wir uns zurück: Huras hat Kristler (am Anfang 17-jährig) quasi entdeckt, er hat M. Raffl und Toff in PP und UZ spielen lassen und er hat Bacher zum Stammverteidiger gemacht. Das waren auch keine Top-Spieler, aber er hat sie spielen lassen und so wurden sie besser. Und heute hat Strömwall einen Michi Raffl, der um die 40-50 Punkte machen könnte, wenn er so weiter macht. Deswegen würde es dem VSV für die Zukunft nicht schaden, würden neben Kristler weitere U20-Spieler Einsätze bekommen.
Wie denkt ihr über Strömwall und seine Arbeit??