Hier ist der artikel aus den SN von heute:
Die Rückkehr des Gentlemans
10. November 2008 | 13:38 | | MICHAEL SMEJKAL (SN).
Neustart. Comeback statt Abschied. Mit zwei Monaten Verspätung beginnt für Dieter Kalt die Eishockeysaison – eine Saison, in der der Starspieler von Red-Bull-Salzburg noch sehr viel vorhat.
MICHAEL SMEJKAL
SALZBURG (SN). In seiner langen Karriere als Eishockey-Profi hat Dieter Kalt weiß Gott schon genug Interviews gegeben, doch dieses eine schien ihm besondere Freude zu bereiten: Als er Montagmittag nach dem Eistraining vor die wartenden Reporter getreten ist, da konnte er endlich wieder über Eishockey sprechen, und nicht über Verletzungen, Pausen und ewige Hoffnungen. „Ich bin ja auch zum Eishockeyspielen hier“, meinte ein sichtlich gut gelaunter Dieter Kalt vor dem eigentlichen Beginn seiner Eishockeysaison am heutigen Dienstag im Schlagerspiel Salzburg gegen die Vienna Capitals (Volksgarten, 19.15).
Denn bei einer verhängnisvollen Drehbewegung in einem Testspiel in Malmö im September verletzte sich Kalt am rechten Knie. „Wadenmuskulatur, Nerven und Bänder waren angegriffen, eine recht komplexe Geschichte“, erzählt der Führungsspieler der Bullen, der stets wie ein Gentleman auftritt. Nur ein Match hat er in der Meisterschaft bisher bestritten, das Auftaktspiel in Laibach. „Ein Fehler, ich hätte gleich pausieren sollen“, sagt er heute.
Die Pause von 17 Partien bot vielen Besserwissern auch viel Anlass zu Spekulationen: Kalts Verhältnis zu Trainer Pierre Pagé sei zerrüttet, Kalt werde nie wieder das Salzburg-Trikot tragen. „Totaler Blödsinn“, meint der Routinier mit der Nummer 74, die auf sein Geburtsjahr (1974) hinweist. „Hoffentlich hört das jetzt auf.“
Statt mit Gerüchten beschäftigt sich Kalt lieber mit der Zukunft – denn da hat er noch viel vor. Vor allem die Qualifikation für die Olympischen Spiele im Eishockey-Mutterland Kanada (Vancouver 2010) bezeichnet er als sein großes Karriereziel. Die Qualifikation dafür steigt im Februar nächsten Jahres in Hannover, ein Sieg über den Erzrivalen Deutschland wird da Voraussetzung sein. Zudem steht Kalt bis 2010 bei Salzburg unter Vertrag, und da gehen sich ja auch noch zwei weitere Meistertitel aus.
Aufstellung als Rechenspiel
Die neuerlich deutlich verjüngte Salzburger Mannschaft sieht er mit gemischten Gefühlen. „Die Leistungsträger sind die gleichen wie im Vorjahr geblieben.“ Das sei aber nicht anders zu erwarten gewesen, erklärt Kalt. „Aber die jungen Spieler müssen lernen, dass sie auch an einem schlechten Tag keine schlechte Leistung abliefern. Es ist eine ganz schwierige Entwicklung, dass man nicht einmal über dem Zenit und einmal unter seinen Möglichkeiten spielt. Wenn die Jungen das schaffen, spielen sie automatisch um eine Klasse besser.“
Kalts Comeback führt die Punkteregel in der heimischen Liga einmal mehr ad absurdum: Weil Kalt einen Wert von vier Punkten hat (60 sind für die ganze Mannschaft zulässig), müssen gleich drei Spieler mit einem Wert von zwei Punkten (zum Beispiel Schwab, Hughes, McDonough) ausgetauscht werden. Nur dann ergeben drei Spieler sechs Punkte (jetzt: 4 + 1 + 1/vorher: 2 + 2 + 2). Aufstellung mit dem Taschenrechner – das gibt es nur in Österreich.