Italiens Eigentor-Drama und ein «fürchterlicher Skandal»
Von Stephan Roth. Aktualisiert vor 18 Minuten
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'] Denken Sie Futsal ist langweilig und uninteressant? Dann haben sie den WM-Halbfinal zwischen Spanien und Italien nicht gesehen.[/url]
Derzeit kämpfen die besten Hallen-Fussballer in Rio um den Weltmeistertitel. Man ist versucht zu sagen, fast unbemerkt. Denn im Gegensatz zum «richtigen» Fussball ist das Indoor-Spiel nur in wenigen Ländern und vor allem in Brasilien populär.
Am Freitagabend fesselte der Halbfinal zwischen Spanien und Italien aber jene Zuschauer, die sich auf Eurosport live zugeschaltet hatten. Spanien führte kurz vor Schluss der Verlängerung 2:1, als der Italiener Grana, der sich ein Torhüter-Trikot übergezogen hatte und als zusätzlicher, fünfter Feldspieler agierte, mit einem Distanzschuss ausglich.
Eigentor in mehr als letzter Sekunde
Als alle Zuschauer und beide Teams schon mit den Köpfen beim Sechsmeterschiessen waren, überstürzten sich die Ereignisse ein letztes Mal. Und das Spiel sollte dramatisch enden. Als die letzten Sekunden runtertickten, sprang der Ball von Italiens Adriano Foglia an den eigenen Posten. Von dort prallte er zurück ans Bein des zuvor überragenden gebürtigen Brasilianers und dann zum 3:2 für Spanien ins Netz.
Während die Spanier jubelten und der untröstliche Foglia Tränen vergoss, begannen die hitzigen Diskussionen, ob der Treffer noch vor Ablauf der Spielzeit erzielt wurde. Der Schiedsrichter gab das Tor offenbar zunächst nicht, änderte dann aber seine Meinung. Dies obwohl die TV-Bilder zeigten, dass die Zeit bereits abgelaufen war.
Nach einer viertelstündigen Debatte wurde entschieden, dass der Treffer zählt, weil das Reglement keine Video-Konsultation zulässt. Zu diesem Zeitpunkt war Eurosport längst nicht mehr dabei. Es gab wichtigere Ereignisse, wie die Live-Übertragung des Handball-Spiels Flensburg-Handewitt gegen Saporoschje (38:20), das bereits 17:7 für die Deutschen stand.
«Ein fürchterlicher Skandal»
Nach langem Lamentieren akzeptierten die «Azzurri» das Verdikt. Damit steht Spanien am Sonntag im Final gegen Brasilien, das sich gegen gegen Russland 4:2 durchsetzte. «Das ist ein fürchterlicher Skandal», tobte Italiens Nationaltrainer Alessandro Nuccorini. «Die Fifa hat offensichtlich definitiv entschieden, den Fusal umzubringen.» Aber vielleicht hilft dieser Skandal dem Sport aber auch mehr als jedes Traumtor. (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)