ZitatAlles anzeigen10 Runden, 50 Spiele sind in der EBEL Saison 2008/09 absolviert. Zeit, sich einen ersten Überblick über die Entwicklung in jener Liga zu machen, die sich selbst jedes Jahr an Superlativen übertreffen möchte. Aller Anfang ist zumindest mal schwer, finden auch die Zuschauer: 6% weniger kamen im Vergleich zum Vorjahr!
Die Zuschauerzahlen in der EBEL sind wieder rückläufig! Noch kein Grund zur Panik, denn die heiße Phase in der Meisterschaft und damit die Zuschauermassen kommen erst, doch der Trend ist unübersehbar. Das Interesse an der Liga hält sich im Vergleich zum Vorjahr in Grenzen, die Zuschauer quittieren eine fanunfreundliche Spielplangestlatung mit Abwesenheit.
Ein vergleichbares Phänomen beherrscht derzeit auch die Medien in Deutschland, da in der DEL ein massiver Zuschauerrückgang eingesetzt hat. Auch in der Bundesliga gibt es Teams, die massiv betroffen sind. In Graz muss man beim Zuschauerschnitt mit einen Minus von 36% zurecht kommen, in Linz sind es 16%, in Villach 14% und in Innsbruck 13%. Es gibt aber auch Gewinner, wie Tabellenführer Jesenice (+21%!), Alba Volan (+7%) und Salzburg (+6%). 7 von 10 EBEL-Teilnehmer haben aber ein sattes Minus beim Fanzuspruch zu vermelden. Das macht dann ligaweit Einbußen von 6% nach 50 Spielen.
Zu viele Spiele?
Derartige Rückgänge gehen ins Geld - und das massiv. Setzt man einen Zuschauer mit 10 Euro Eintrittsgeld pro Partie an (was ohnehin schon tief gegriffen ist), so fehlen der EBEL schon jetzt 80.000 Euro alleine an Zuschauereinnahmen. Setzt sich dieser Trend auch während der gesamten Saison fort, kann das für so manches Team existenzbedrohend werden.Die Gründe für das bislang sinkende Zuschauerinteresse sind vielfältig und lassen sich wohl auch nicht allgemein für alle Teams argumentieren. Sei es der fehlende sportliche Erfolg beim einen Team, ist es wo anders die Abnutzung der "Unterhaltungsware Eishockey".
Was aber sicher nicht gerade förderlich für eine Attraktivierung der Liga spricht, ist die in diesem Jahr äußerst intensive Gestaltung des Spielplans. Noch nie gab es zum Beispiel so viele Dienstagstermine in der Liga - ein Tag, der schon traditionell weniger Fans in die Hallen lockt. 16 Mal müssen die Mannschaften in dieser Saison an diesem ungeliebten Dienstag ran und die Heimteams dürfen hier nur selten mit vollen Hallen rechnen. Während der Arbeitswoche überlegt es sich der Eishockeyfan offensichtlich doppelt, ob er seine Freizeit für den Gang in eine Eishalle opfert.
Weiters wird von vielen Fans als Argument für das Ausbleiben zu Saisonbeginn der aufgeblähte Spielplan genannt. 54 Runden, dazu dann noch vier Runden Play Offs mit bis zu 7 Spielen pro Runde - das ist scheinbar zu viel. Wie in einer großen Sportzeitung bereits vor Saisonbeginn geschrieben wurde, ist der Spielplan nicht einmal in der NHL so intensiv gestaltet, wie in der EBEL. Alle drei Tage ein Spiel, wie soll man hier als Gastgeber noch Spannung aufbauen? Und mittlerweile haben auch die unerfahrensten Fans begriffen, dass die Saison erst ab November/Dezember so richtig beginnt. Das wird sich auch ohne Punkteteilung nicht wirklich ändern.
Mangelnder Eventcharakter
Ein Thema, das den eingefleischten Eishockeyfans die Haare zu Berge stehen lässt, doch gerade im modernen Sport immer wichtiger wird: die Show! Zwar gibt es erste Ansätze in der EBEL, doch von den professionellen Tendenzen quer durch Europa sind wir hier noch Meilen entfernt. Dazu spielen alle EBEL Vereine in Hallen, die nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. 30 Jahre und älter ist wohl das Durchschnittsalter nicht nur so mancher Mannschaft, sondern auch einiger Eishallen. In einer Welt, in der der Unterhaltungsfaktor immer wichtiger wird, dürfte das immer mehr auch darüber mitentscheiden, welche Freizeitgestaltung man wählt. Eishockey ist schnell, attraktiv und mitreißend, doch in einer Halle, in der es an der Decke schimmelt oder man in zu kleinen 20 Jahre alten Plastiksitzen genießen soll, finden nur Eishockeyenthusiasten Gefallen am Geschehen.Es muss einen Spagat geben zwischen dem Sport an sich und der Unterhaltung. Nur so wird man neue Fans gewinnen können, denn derzeit ist Eishockey nicht nur in den Medien oftmals eine Randerscheinung.
Fehlende TV Präsenz
Ein leidiges Thema, welches die EBEL schon seit Jahren verfolgt: der ORF will nicht, Premiere macht tolle Qualität, erreicht aber nicht die nötigen Massen. Ohne TV Präsenz ist man in der heutigen Welt aber verloren, generiert abseits der kleinen Eishockeygemeinde kaum neue Interessenten und wird dadurch auch in Zukunft nur eine Randerscheinung bleiben. Vielleicht sollte man einmal überlegen, ob man das Eishockeymagazin, das beim ORF am übrigens absolut indiskutablen nächtlichen Sendeplatz läuft, nicht zu einem Privatsender vergibt. Alles, was vor 0 Uhr läuft ist jedenfalls besser als der Status Quo.Fazit:
Nach Jahren des permanenten Wachstums macht es die EBEL der aktuellen Wirtschaftslage gleich und schrumpft. Weniger Zuschauer bedeuten weniger Einnahmen und damit für die Zukunft wohl auch geringere Budgets. Die Zuschauer können zwischen unzähligen Freizeitangeboten wählen und entscheiden sich immer öfter gegen Eishockey. Dabei spielt vermutlich bei einigen auch die Tatsache mit, dass die Eintrittspreise kontinuierlich steigen, die Wirtschaftslage aber eher zum Sparen anregt.Die EBEL muss attraktiver werden - nicht sportlich, sondern von der Infrastruktur her. Zu viele Spiele (die aber notwendig sind, um die Einnahmen daraus zu lukrieren, da auch immer weniger Sponsoren investieren), zu wenig Typen in der Liga, zu wenig Aufregung. Nur mit sportlicher Spannung lockt man mittlerweile nur noch echte Sportfreaks hinter dem heimischen TV Gerät hervor, der Rest will etwas Besonderes sehen. Das gibt es aber in der EBEL, wenn man ehrlich ist, nicht wirklich.
Uns Eishockeyfans "reicht" der schnellste Sport der Welt samt allen geliebten Nebeneffekten. Aber nur von uns "echten Fans" kann kein Team überleben, also muss man sich etwas einfallen lassen. Die klassischen Marketingmethoden funktionieren nicht mehr, gehen oftmals ins Leere. Viele Zukunftsfragen tun sich auf, die man wohl so schnell nicht los werden wird. Da hilft es auch nicht, wenn die EBEL Marketingabteilung am Ende der Saison wieder mit Lobeshymnen aufwartet. Der Trend der Zeit geht in eine andere Richtung als die Realität in Östereich. Aber hier war ja schon immer alles ein wenig anders...
Die aktuellen Zuschauerwerte in der EBEL
1. EC KAC 4.140 (Schnitt 08)/4.500 (Schnitt 07)/-9%
2. EC Pasut VSV 3.520/4.010/-14%
3. EV Vienna Capitals 3.317/3.713/-12%
4. HK Jesenice 2.883/2.267/+21%
5. Alba Volan Szekesfehervar 2.630/2.450/+7%
6. HC Innsbruck 2.550/2.881/-13%
7. Olimpija Ljubljana 2.420/2.550/-5%
8. Black Wings Linz 2.300/2.660/-16%
9. Red Bull Salzburg 2.275/2.133/+6%
10. Graz 99ers 1.996/2.720/-36%
SUMME: 2.825 (Schnitt 08)/2.984 (Schnitt 07)/-6%
Also ich weiss nicht was die Schwarzseherei soll. Das der Zusammenhang zwischen Gesamtanzahl der Spiele und dem Zuschauerschnitt negativ ist sollte eigentlich nicht schwer zu erkennen sein. Der Zuschauerschnitt an sich ist eine nette Statistik aber für die Finanzierung der Vereine nur sehr beding relevant. Was zählt sind die Gesamteinnahmen (Gesamterträge - Gesamtkosten). Heuer haben die Teams im Gdg 4 bzw. 6 Heimspiele mehr, wenn mit mit den Einnahmen dieser Spiele der Kostenanstieg den sie hervorrufen (5x Fixkosten für Miete, Reinigung, Ordner etc... + Kosten der 5 zusätzl. Auswärtsfahrten) und der Einnahmenrückgang in den 23 Heimspielen davor kompensiert werden kann war es wirtschftlich allemal sinnvoll den Spielplan aufzustocken. Und von einem im Aggregat 6% Rückgang der (ausgewiesenen, wer kennt schon die tatsächlichen) Zuschauerzahlen Daumen mal pi jetzt schon zu sagen, dass die einzig relevante Kenngröße Gesamtgewinn fallen wird halte ich für betont unseriös. Ausserdem wage ich zu wetten, dass der ominöse 6% Rückgang statistisch nicht signifikant ist und ein Vergleich zum Vorjahr sowieso sehr problematisch ist, da sich die Preise ja auch geändert haben. Ein Ökonom würde sagen, dass so ein Vergleich nur ceteris paribus zulässig ist und einfach Zahlen von einem kl. Teil zweier Saisonen auf eine Veränderung hin zu interpretieren ohne für die Änderung anderer relevanter Einflusgrößen zu kontrollieren ist sorry wenn ich das so hart sage Bullshit.
Fakt ist, dass durch die Olympiaquali und die WM Termine die Freiheitsgrade bei der Spielplangestaltung ziemlich niedrig sind, aber ob die Aufstockung sinnvoll war oder nicht im Sinne der Finanzierung der Klubs wird sich erst Ende der Saison sagen lassen, wenn auch die zusätzlichen Spiele absolviert sind. Und das nur gegeben man bekommt alle Daten (was nicht der Fall sein wird) und berücksichtigt auch die 1000 anderen Einflussfaktoren, die völlig auuserhalb der Kontrolle der Liga Verantwortlichen sind.
Und das die Meistersachaft erst im November beginnt ist auch schlicht und einfach falsch...die Nachfrage und das Interesse steigen vielleicht mit November und dem Winter erst richtig an, aber wenn ein Team am Ende des Gdg 2 Punkte unterm Strich liegt, ist es völlig egal, ob das eine Spiel, das man nicht verlieren hätte dürfen im September oder Februar in die Hose gegangen ist. Zählen tut's im PO und um da reinzukommen und auch noch Heimvorteil zu haben ist jedes Gdg Spiel genau gleich viel wert.
Dieser Artikel ist mMn unfundierte Polemik und sehr schwacher (für Ö leider typischer) Journalismus.