Wenn in der Dameneishockey-Bundesliga die Klagenfurter Dragons auf die Villacher Gipsy Girls treffen, sind nicht nur Unterhaltung, sondern auch Tore vorprogrammiert.
Bericht von Stefan Jäger, Kleine Zeitung
Gewöhnliche Begleiterscheinungen eines Eishockey-Derbys in der Klagenfurter Stadthalle: Sieg für Villach, Vollbeschäftigung bei lokalen Sportpsychologen, Rätselraten und Androhungen von Abo-Rückgaben in der Landeshauptstadt.
Wer sich die Therapiestunden sparen will, dem bleibt ein Hoffnungsschimmer: die DEC Dragons. Den Klagenfurter Eishockey-Damen gelingt mit schöner Regelmäßigkeit, was den männlichen Standesvertretern verwehrt bleibt: Siege gegen die Erzrivalen aus Villach.
Sonntag, kurz vor 14.45 Uhr, Klagenfurter Stadthalle. Leise Flüche aus einem vergitterten Helm, der auf dem Kopf von Dragons-Stürmerin Sonja Ban – Schwester von KAC-Stürmer Christian Ban – sitzt. Wenige Minuten vor Derby-Anpfiff sind sich die Eisschuhe und deren Eigentümerin uneinig über die Fahrtrichtung: Krisenstimmung, der Schliff ist kaputt. „Keine Angst, das bekommen wir schon hin“, sagt einer, dem man das auch glauben kann. Dragons-Trainer Christian Dolinar, der als VSV-Spieler unzählige Derbyschlachten erlebt hat, ersetzt Psychologen und Materialwart in einem. Er schleift die Schuhe kurzerhand selbst. Für eine Analyse bleibt dennoch Zeit: „Die Mädels sind beim Training aufmerksamer und im Spiel ehrgeiziger als die Burschen.“ Der Vergleich macht sicher: Dolinar trainiert auch die Männer-Mannschaft von Steindorf 2.
Starke Konkurrenz
Gegenüber lehnt Gipsy Girls (Zigeunerinnen)-Trainer Georg Taferner an der Bande, am Mittelkreis unterhalten sich die Spielerinnen beider Mannschaften. Taferner hat die Mannschaft erst vor dieser Saison übernommen, im letzten Jahr holten die Gipsy Girls sogar den Meistertitel nach Kärnten. „Die Spielerinnen beider Teams verstehen sich gut, am Eis gibt es aber keine Gnade“, lautet Taferners Expertise.
Das weiß auch Schiedsrichter Heinz Eigner, der das Spiel in diesem Moment anpfeift. Prompt meldet sich auf den Rängen eine Trommel, mit Ratschen werden die Spielerinnen angefeuert. Über 100 Zuschauer haben den Weg in die Stadthalle gefunden. Klare Sache: Hier herrscht echte Derby-Stimmung.
Die wird auch durch das Geschehen am Eis gerechtfertig. Die Klagenfurterinnen übernehmen zwar klar das Kommando, der Kampfgeist der Gipsy Girls ist aber eindeutig made in Villach. Das Spiel wogt hin und her – erst spät im ersten Drittel finden die Klagenfurterinnen Lücken im Abwehrriegel der Villacherinnen und führen mit 2:0. „Das passt schon so, wir haben einige Mädels dabei, die erst vor zwei Jahren mit dem Eishockey begonnen haben. Sie wehren sich tapfer“, sagt Margith Schweiger, Gipsy Girls-Pressesprecherin und guter Geist in Personalunion.
Unten am Eis nutzen die Klagenfurterinnen die Unerfahrenheit auch im zweiten Abschnitt eiskalt aus und erhöhen auf 4:0. Auch Sonja Ban erzielt einen sehenswerten Treffer, die Mission „neuer Schliff“ war erfolgreich. Nur der eine oder andere Zopf, der unter dem Helm hervorlugt, verrät, wer hier spielt. Der gesunden Härte nach könnten durchaus auch Burschen am Werk sein.
Auch wenn Martina Bacher mit einem wunderschönen Solo zum 1:4 die Villacherinnen noch hoffen lässt – am Ende siegen die Dragons klar mit 7:2. Klagenfurt kann im Eishockey also doch noch gewinnen. Was wichtiger ist: Hinter dem Derby der „Großen“ muss sich das Match der Damen keinesfalls verstecken.
DEC Dragons – Gipsy Girls 7:2 (2:0, 2:1, 3:1),
Tore: Koban (2), Ban (2), Lorenz, Grascher, Verdel bzw. Bacher (2)
DAMENEISHOCKEY
In der DEBL (Dameneishockey-Bundesliga) gab es zwei Jahre lang kein Kärntner Derby. Die Klagenfurter Dragons spielten in der europäischen Dameneishockey-Liga mit. Die Villacher Gipsy Girls (Zigeunerinnen) holten sich im vergangenen Jahr den Meistertitel. Die Klagenfurterinnen stellen mit Cäcilia Reichel (Bruder Johannes spielt beim KAC) und Sonja Ban auch zwei Nationalteamspielerinnen.
Die Regeln sind, bis auf eine Ausnahme, gleich wie beim Männer-Eishockey: Nur Checks – also überharter Körperkontakt – sind verboten und werden mit Strafen geahndet. Außerdem müssen alle Spielerinnen im Nachwuchs und der Bundesliga ausnahmslos mit Vollvisier-Helmen ans Werk gehen.