Alles oder nichts für den ZSC und Bern
Mittwoch, 19. November 2008, 11:36 Uhr - Martin Merk
Heute steht der fünfte von sechs Spieltagen in der Champions Hockey League an. Für die Schweizer Vertreter ZSC Lions und den SC Bern geht es um alles oder nichts.
Der Meister aus Zürich hat die bessere Ausgangslage nach einem Start mit vier Punkten aus zwei Spielen. Damit sind sie in der Gruppe D Zweiter hinter Slavia Prag und müssen heute gegen den schwedischen Vizemeister Linköpings HC, gegen den sie auswärts sensationell 7:2 gewannen, mindestens einen Punkt gewinnen. Egal ob sie ein bis drei Punkte holen - am 3. Dezember braucht es für ein Weiterkommen auf jeden Fall einen Auswärtssieg gegen den tschechischen Titelverteidiger Slavia Prag.
Heute geht es jedoch zuerst gegen Linköping. Trotz des klaren Auswärtserfolgs vor einem Monat werden die Zürcher wieder über sich hinauswachsen müssen. Der LHC ist zwar schon ausgeschieden, andererseits aber auch klarer Tabellenführer in der heimischen Elitserien, welche als stärker eingestuft wird als die NLA. Die Südschweden wollen in ihrem letzten CHL-Auftritt wohl zeigen, dass sie für mehr gut sind als null Punkte. Ähnlich wie der SCB vor einer Woche, als er aus aussichtloser Position den schwedischen Meister HV71 Jönköping schlug und sich für die 2:6-Niederlage im Hinspiel revanchierte.
Vor dem heutigen Schlager im Hallenstadion, der durch ein russisches Ref-Quartett (Wjatscheslaw Bulanow, Rafail Kadyrow; Juri Oskirko, Sergej Serdjuk) geleitet wird, kam es zu Seitenhieben gegen die heimische Liga. Nach Ansicht von ZSC-Trainer Sean Simpson werde der Zürcher Effort in der Spielplangestaltung durch die National League nicht honoriert, teilte er den Medien mit. Verteidiger Severin Blindenbacher doppelte in einem heutigen Zeitungsartikel nach, dass den Löwen seitens der NLA nichts geschenkt werde.
"Ich fühle mich nicht betroffen, denn sie wissen nicht, wovon sie reden", kontert der für den Spielplan verantwortliche Willy Vögtlin. Dass die Zürcher im Vergleich zu allen anderen Clubs jedes Jahr an den unmöglichsten Daten spielen müssen, liegt wohl auch eher an den allzu oft blockierten Daten im Hallenstadion als an der National League. So könnten die Zürcher im Falle einer Halbfinalqualifikation ihr Heimspiel nicht einmal im heimischen Stadion austragen, sondern müssen ausweichen - wahrscheinlich nach Rapperswil.
Während die ZSC Lions am Montag den HC Ambrì-Piotta mühelos mit 7:4 besiegten, musste übrigens auch der heutige Gegner am selben Abend noch vor der Abreise in die Schweiz ran. Linköping besiegte den Aufsteiger Rögle mit 3:1.
Halbfinalgegner wäre höchst wahrscheinlich der Sieger der Gruppe B, wo die Espoo Blues heute mit einem Punktgewinn gegen den SC Bern alles klar machen könnte. Doch der SCB könnte nach dem 7:5-Heimerfolg gegen HV71 vor einer Woche mehr als nur ein Spielverderber sein. Jetzt, wo sich die Berner ans höhere internationale Tempo zu gewöhnen scheinen, wäre eine Halbfinal-Qualifikation zumindest ein Thema.
Die Aussichten vor dem heutigen Spiel in Espoo, in der Nähe der finnischen Hauptstadt Helsinki, sind allerdings nicht viel mehr als eine Möglichkeit. Die Berner müssten heute mit drei Punkten gewinnen und hoffen, dass HV71 am 3. Dezember sein Heimspiel gegen Espoo ebenfalls mit drei Punkten gewinnt. Dann hätten alle drei Teams sechs Punkte und die Mathematiker wären an der Reihe. Weil dann die gesamte Tordifferenz zum Zuge käme, hätte der SCB heute aber einiges wiedergutzumachen. Espoo steht bei Plus-3, HV71 bei Plus-1, die Berner bei Minus-4. Um Espoo wie auch HV71 (dessen Plus sich bei einem Sieg gegen Espoo erhöhen würde) überholen zu können, wäre ein Kantersieg mit mindestens sechs Toren Unterschied nötig, um als Zuschauer in der letzten Runde wenigstens hoffen zu können.
Die Realität sieht etwas anders aus. Seit 1996 verloren Bern, Davos, Lugano und Zug sämtliche sieben Duelle in IIHF-Wettbewerben gegen finnische Top-Teams mit einem Gesamtscore von 12:32. 1995 gelang dem EHC Kloten im alten Europacup der letzte Schweizer Sieg im Halbfinal-Turnier vor eigenem Publikum: 3:2 gegen TPS Turku. Der letzte Club, der auswärts einen finnischen Club besiegte war hingegen der SC Bern. Der 1:0-Erfolg über Jokerit Helsinki von 1992 würde heute aber nicht zu mehr als Lorbeeren genügen.
Geleitet wird die Partie vom slowakischen Quartett Peter Loksik, Vladimir Baluska; Milan Masik und Jozef Tvrdon.