DEL.org sprach mit dem DEL-Geschäftsführer über das kommende Lizenzierungsverfahren
Die Eisbären Berlin sind am Montag zum zweiten Mal in Folge Deutscher Meister geworden, und die Straubing Tigers gewannen am gleichen Tag das Play-Off-Finale der 2. Bundesliga. Die Bayern sicherten sich mit diesem Titelgewinn die sportliche Qualifikation für die Deutsche Eishockey Liga (DEL). Damit hat Straubing den ersten Schritt in Richtung Erstklassigkeit getan. Welche weiteren Voraussetzungen die „Tigers“ jetzt erfüllen müssen, um Gesellschafter der DEL zu werden, erfragte DEL.org in einem Gespräch mit DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke.
DEL.org: Herr Tripcke, die DEL-Saison 2005/2006 ist nun beendet und die 2. Bundesliga hat mit Straubing einen Meister, der in der kommenden Saison in der DEL spielen möchte. Wie geht es jetzt weiter?
Tripcke: Zunächst möchte ich Berlin und auch Straubing zu ihren Meisterschaften gratulieren. Die Fans haben in den Play-Offs spannenden und hochklassigen Sport gesehen! Die Straubing Tigers haben mit der sportlichen Qualifikation die erste Lizenzerteilungsvoraussetzung erfüllt. Die Erteilung einer Lizenz für die DEL ist aber an mehrere Voraussetzungen geknüpft. Straubing muss bis zum 30. April einen schriftlichen Antrag mit allen erforderlichen Unterlagen und Nachweisen bei uns eingereicht haben (für DEL-Clubs ist der 31. Mai Stichtag, Anm. d. Red.).
DEL.org: Welche Voraussetzung muss Straubing noch erfüllen?
Tripcke: Die Bewerbungsunterlagen werden in finanzieller Hinsicht durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft. Das besondere Augenmerk liegt bei dieser Prüfung auf der so genannten „wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit“. Die Hauptbewertungskriterien sind dabei ein positives Eigenkapital, d.h. der Club darf nicht überschuldet sein, sowie ein plausibler und ausgeglichener Haushaltsplan für die kommende Saison. Grundsätzlich muss jeder Bewerberclub in diesem Zusammenhang nachweisen, dass die kommende Saison ohne Liquiditätsprobleme bestritten werden kann, und somit der Spielbetrieb ordnungsgemäß aufrechterhalten werden kann.
DEL.org: Gibt es weitere Kriterien?
Tripcke: Ja, darüber hinaus muss Straubing einen Geschäftsanteil vom Absteiger zum Kaufpreis von 375.000 Euro erwerben, eine Kooperation mit einem Stammverein in der Nachwuchsarbeit nachweisen und allen Vermarktungsverträgen (z.B., Hauptsponsor oder TV) der DEL beitreten.
DEL.org: Was ist mit der Spielstätte des Bewerberclubs?
Tripcke: Diese wird ebenfalls geprüft. Im neuen Kooperationsvertrag zwischen DEL, ESBG und DEB wurde vereinbart, dass jeder neue Club, der am Spielbetrieb der DEL ab der Saison 2006/2007 teilnehmen will, über eine Spielstätte mit einem Kapazitätsindex von mindestens 9.000 Punkten verfügen muss: Ein Punkt pro Stehplatz, zwei Punkte pro Sitzplatz, weitere zwei Punkte pro VIP-Platz innerhalb der Spielstätte, 1.000 Punkte für Videowürfel samt Produktionstechnik für TV. Ferner sind die technischen Anforderungen aus unserem Vertrag mit Premiere zu erfüllen.
DEL.org: Was würde passieren, wenn Straubing diese Voraussetzungen an die Spielstätte nicht erfüllen könnte?
Tripcke: Handelt es sich um „Kleinigkeiten“, so könnten die DEL-Clubs mit einer Dreiviertelmehrheit übergangsweise eine Ausnahmegenehmigung erteilen. Anderenfalls hätte Bremerhaven das Recht, sich als Nachrücker zu bewerben. Sollte Bremerhaven ebenfalls keine Lizenz erhalten, würde Kassel als sportlicher Absteiger am Lizenzierungsverfahren teilnehmen dürfen. So sehen es die Lizenzordnung und der Kooperationsvertrag vor.
DEL.org: Wann ist mit einer Entscheidung zu rechnen?
Tripcke: Ich gehe davon aus, dass die Prüfung von Straubing und ggf. Bremerhaven bis Ende Mai abgeschlossen werden kann.
DEL.org: Im kommenden Jahr wird in der DEL kein Absteiger mehr ausgespielt, einen Aufsteiger kann es aber durchaus geben. Wie ändert sich das Lizenzierungsverfahren?
Tripcke: Grundsätzlich bleiben die Prüfungsinhalte gleich. Es ist jedoch nur noch der Meister der 2. Bundesliga berechtigt, sich für die DEL zu bewerben. Die Nachrückerregelung entfällt also. Neu ist außerdem, dass der Aufsteiger ab der Saison 2007/2008 eine Lizenz in Höhe von 800.000,- € sowie ein Gesellschafteranteil zum Nennwert von 16.000,- € erwerben muss. Erfüllt der Club alle Kriterien, so wird die DEL bis auf maximal 16 Clubs aufgestockt.