aus gegebenem anlass ein paar sonn-montägliche quergedankensprünge zum thema transferkartenspieleranzahl in der heimischen eishockeyliga.
... also sprach caps-präsident hr.schmid zur kleinen zeitung:
ZitatZunächst will sich Schmid für eine Erhöhung der Anzahl der Legionäre einsetzen. Zehn plus fünf ist seine Formel: Zehn Transferkartenspieler und fünf österreichische U23-Spieler, die eine vorher garantierte Eiszeit über die Saison bekommen sollen. Denn der Markt an heimischen Spielern sei begrenzt, die Preise der Österreicher daher in ungebremstem Steigflug. "Die bekommen Angebote, die oft weit über deren Wert liegen", so der Capitals-Boss.
kein wort von sinkenden budgets oder einbremsen der gehaltsspirale: der clou an mehr legionären liegt für die vereinsbosse im kriegen höherer qualität für's gleiche geld. hr.schmid hat recht, wenn er meint, daß der markt für heimische spieler beschränkt sei, denn derzeit gibt dieser markt tolerant geschätzte +/- 25 heimische potentielle unterschiedmacher her, die aber großteils schon irgendwo unter der vertrag stehen. da bleibt dann für die 7 vereine wenig zum feilschen übrig. und anstatt nun gutes geld in den preiskampf um die gruppe der pseudo-unterschiedmacher zu stecken, kann man es keinem vereinsboss verübeln, daß er diese kohle dann doch lieber in höhere qualität via zusätzlicher legionäre investiert sehen würde. vor allem, wenn man bei heimischen unterschiedmachern aktuell hinter die mitbewerber zurückzufallen droht, jedoch weiß, daß nur ein konkurrenzfähiges team weiter volle hallen und interessierte sponsoren garantiert.
und ernsthaft, wer mit verstand würde sein geld nicht lieber verwendet denn vernichtet sehen?
aber daß bei einer erhöhung der transferkartenzahl teure mittelklasse-österreicher durch billige top-legionäre ersetzt werden würden, glaubt wohl nur noch die jetti tant'.
oder denkt wirklich wer, daß spieler wie elik, hanson, craig, wren, norris, selmser, bousquet, elick, chyzowski, shearer, banham, lind, persson oder verner bei ihren jeweiligen vereinen nicht im oberen drittel der gehaltsleiter anzutreffen sind?
dazu ein kurzer ausflug zum start des heimischen eishockeyneubeginns in der saison 2000/01: waren damals und in der saison darauf legionäre aus der del oder anderen ersten europäischen oder oberen amerikanischen (nhl/ahl) ligen noch die ausnahme, so veränderte sich die legionärsauswahl über die jahre, um sich in den letzten beiden saisonen völlig umzukehren. nunmehr waren fast nur noch größere namen oder ansprechende spieler aus top-ligen gefragt, und nur starke heimische stars oder wenig kohle erlaubten diesbezüglich eine trendverweigerung. auch 7 oder 10 legionäre werden von diesem muster kaum mehr abweichen.
dies mag auch seinen teil dazu beigetragen haben, daß sich die budgets in einer von 10 auf mittlerweile 7 klubs geschrumpften liga trotz erhöhung der legionärszahl von 3 auf 5 (was nach milchmädchenrechnung in summe den spielermarkt eigentlich größer werden und die kosten geringer halten hätte müssen) mittlerweile wieder in die +2mio € bereiche vorarbeiten.
weiteres indiz für ein gewisses gehaltsniveau bei qualitätslegionären: in einer (wohl geschätzten) liste der bestverdienenden del-spieler 2003/04 ('eishockey news') waren unter den top 28 gerade mal 4 deutsche spieler zu finden. dies bei erlaubten 12 transferkartenspielern ... aber unter umständen funktioniert deutsches und österreichisches eishockeyverhalten einfach unterschiedlich.
im heimischen fußball kann man beobachten, daß mannschaften mit mehr legionären in der regel auch mehr geld investieren als mannschaften mit weniger legionären. auch in deutschland oder england hat die freigabe der transferkartenquote weder zu weniger budgetsteigerungen noch zur sportlichen ausgeglichenheit in der liga geführt. aber unter umständen funktioniert auch fußballdenken anders als österreichisches eishockeydenken.
bleibt noch der kernsatz von hr.schmidt: "Die bekommen Angebote, die oft weit über deren Wert liegen".
und darum geht's schlußendlich.
die heimische liga hat seit ihrem neubeginn vor 6 jahren merklich an niveau zugelegt, was nicht zuletzt an schrumpfung der mitgliederzahl, erhöhung der transferkartenquote, besserer qualität der legionäre, heimkehr österreichischer auslandsprofis, ein paar neuen austros und 'entwicklung' ehemaliger heimischer talente zu ergänzungsspielern gelegen hat. gerade letzteres droht den vereinen jetzt das genick zu brechen.
eine ganze generation hoffnungsfroher jungtalente (latusa, pollross, auer, judex, mössmer, herzog, horksy, schuller etc etc) scheint derzeit auf dem ernüchternden weg zu sein, ihre besten jahre schon mal hinter sich gelassen zu haben. vordergründig (manchmal wohl auch zu recht) oft der faulheit oder sonstwas verdächtigt, sind sie wohl eher opfer eines niveaustrebens, das den raum der entfaltung für ein durchschnittliches österreichisches talent eher eng gestaltet. was zu beginn der ebl-neu noch gereicht und anlaß zu optimismus gegeben hat, genügt heute meist 'nur' noch für die funktionen eines role-players. sie sind im umfeld der wrens, eliks oder banhams halt einfach nicht gut genug, um öfters als in ausnahmen einem spiel ihren stempel aufzudrücken. kein vorwurf übrigens, sondern einfach nur eine tatsache.
trotzdem kann diese gruppe derzeit anscheinend noch einen guten preis verlangen und bestimmen, da die vereine durch niedrige legionärsquote und wenige freie heimische stars notgedungen in die nächtsbeste möglichkeit investieren müssem, um sich einen eventuellen vorteil gegenüber der konkurrenz zu sichern. garantie für einen entsprechenden gegenwert ihres einsatzes gibt es jedoch keinen, da zb ein schuller vielleicht ein kleines teureres stückwerk, aber sicher keinen meilenstein für wiener meisterschaftpläne abgeben wird.
im vereinsdenken macht es dahingehend absolut sinn, mehr legionäre zu verlangen, um mit dem vorhandenen budget den höchsten gegenwert zu erhalten und die bestmögliche konkurrenzfähigkeit für die fans und sponsoren zu bieten. von sinkenden budgets spricht in diesem zusammenhang ja eh keiner der verantwortlichen, und gestiegen sind die kosten ja auch schon zu zeiten mit nur 3 legionären.
es geht einzig und allein um ein besseres niveau für's selbe geld.
die del beweist übrigens recht gut, daß auch 10 und mehr legionäre für den gemeinen fan keine identifikationsprobleme oder sonstige irritationen auszulösen scheinen. dort lebt man augenscheinlich recht gut mit den aktuellen transferkartenregelungen.
auf der anderen seite spielt deutschland auf nationalteamebene sowohl auf senioren- wie auch junioren-niveau eine eher klägliche rolle im vergleich zb zu der ähnlich positionierten, aber legionärsärmeren schweiz. die kommt mit schöner regelmäßigkeit in viertefinalis von weltmeisterschaften und olympischen spielen, und dafür ist nicht nur die klasse von trainer krueger verantwortlich, ein anderes indiz könnte sein, daß die schweizer seit jahren kontinuierlich in der a-gruppe der u-20 wm partizipieren, während die deutschen dort immer wieder nur als vorübergehender auf- & abstiegsgast kurz vorbeischauen. die deutschen gehören auch im seniorenberteich (ala rot-weiß-rot) aktuell nicht mehr zur a-gruppe.
österreich war übrigens vor nicht einmal 3 jahren ebenfalls in der u-20 a-gruppe dabei, mittlerweile freuen wir uns im b-pool wieder über ein 2:2 gegen ungarn. mag es sein, daß wir derzeit über kein gespann wie vanek-setzinger-koch-welser verfügen, mag aber auch sein, daß es eben doch einen unterschied macht, ob sich meine u-20 truppe samt und sonders aus schon-erstligaspielern und ein paar junioren im ausland zusammensetzt (wie in den saisonen 2001-2003) oder seit damals die zahl der nl-spieler und junioren im ausland zu- und die der schon-erstligaspieler abnimmt?
droht uns nun mit einer erhöhung auf 10 legionären trotz eventueller u-23 regelung der verlust einer weiteren generation von duchschnittstalenten an die gruppe der nicht-spiel-entscheider, womit die überschaubare gruppe der heimischen unterschiedmacher, die mit das niveau einer liga definieren, weiter großteils unverändert (nur eben älter) bleibt, und ist dies ein erstrebenswertes ziel oder würd's schlußendlich doch ganz anders kommen, und das höhere niveau irgendwann bis nach unten durchgereicht werden?
oder liegt der hund sowieso ganz woanders begraben, und da machen dann 3, 5, 7 oder gar 10 legionäre auch nicht den großen unterschied, da budgets auch ungeachtet deren anzahl schlußendlich steigen und vernünftige nachwuchsarbeit und -förderung in den kampfmannschaften immer ihr ende und nie ihren anfang findet?
was ist nun zu fordern?
um des niveaus willen wohl um einiges mehr an legionären, auch wenn die forderung eines hr.schmid unter umständen den hintergedanken trägt, wenigstens deren 7 für's nächste jahr gegen den widerstand des verbandes zu sichern.
um der budgets der vereine willen ist es ziemlich egal, da diese mit oder ohne legionärseinschränkungen im kampf um den titel immer (wenn auch unterschiedlich schnell) steigen werden, und rein prinzipiell mal nicht von vornherein als negativ zu bewerten (und sowieso vereinssache) sind.
um des nationalteams willen ist auch vieles relativ, da im ewigen verteidigungsk(r)ampf um den a-gruppenerhalt der schlüssige zusammenhang zwischen legionärszahl & nationalteamniveau ein ganz schwer beweisbarer ist, weil sich weniger heimische, dafür höheres niveau unter umständen auch gegenseitig aufheben könnten. mehr legionäre würden aber eventuell die aussicht auf wieder vermehrtes aufkommen der austro-spezies bedeuten, wie immer man das dann interpretieren will.
um des nachwuchses willen sollten sich forderungen eher auf mehr qualität in der ausbildung im jugendbereich und vor allem mehr eishallen (und eiszeit) in den kommunen beziehen.
und um des heimischen eishockeys willen sollte sich der laute schrei der fans weniger gegen legionärsquoten, als vielmehr für ziele und wege, herrschende ungleichheiten und instabilitäten verringern zu helfen, richten. warum schreibt sich hockeyfans.at nicht 'wir fordern mehr competitive balance im heimischen eishockey' auf die fahnen, anstatt den vor- oder nachteil von 5, 7 oder 10 legionären in der ebl zu bewerten versuchen?
um den kreis zu schließen: den billigen legionär gibt es genausowenig wie den teuren österreicher, sondern es gibt nur spieler, die sich ihren anteil vom kuchen des konkurrenzkampfes abschneiden dürfen, und die transferkartenquote bestimmt mit, wie hoch schlußendlich das niveau ausfällt, das mit diesem kuchen genährt wird.
ob mit mehr oder weniger legionären aber irgendwelche langfristig andere (bessere?) eishockeyzeiten auf uns zukommen, würde ich so oder so mal stark bezweifeln, da sich in jedem fall absehbarerweise sehr wenig am status quo der heimischen eishockey-strukturen ändern wird.
that's my point ... und wer lust hat, mal wirklich ohne vormißverständnisse über 'mehr competitive balance' im heimischen eishockey' zu theoretisieren: nur zu (weil zeit wär's)!