- Offizieller Beitrag
ZitatDer Standpunkt: Die Zeit der Pharisäer
21. Oktober 2005 | 11:00
GERHARD KUNTSCHIK
Als Red Bull als Partner des EC Salzburg im Herbst 2000 zu den eigenen Anfängen des Sportsponsorings (1987) zurückfand, freuten sich Salzburgs Fans, und niemand in Restösterreich nahm Notiz. Die fortan als Red Bulls firmierenden Salzburger blieben vier Jahre in der Nationalliga und stiegen nach dem zweiten Meistertitel in vier Saisonen 2004 in die Bundesliga auf und spielten eine Saison, wie von der Liga beschlossen, mit zwei Legionären mehr als die etablierte Konkurrenz. Weil Salzburg 2004/05 dauerhaftes Schlusslicht war, regte sich auch niemand auf. Im Oktober 2005 ist alles anders. Salzburg, gemäß den Durchführungsbestimmungen noch mit einem Ausländer mehr auf dem Eis, ist seit zwei Runden Tabellenführer, und die Konkurrenz sieht Rot. Die Budgetpolitik der Red Bulls mache die Liga kaputt, es gäbe Wettbewerbsverzerrung usw. heißt es allerorts. Es kritisieren jene, die nichts dabei fanden, als in Wien im Sommer 2004 massiv investiert wurde. Es wird nicht von Wettbewerbsverzerrung gesprochen, wenn in einem Bundesland die öffentliche Hand mehr Steuergelder (von allen) ins Eishockey steckt als es in allen anderen zusammen jemals passieren wird. Und es regt sich niemand auf, wenn der KAC bei dringendem Hilfebedarf eine Gönnerin zur Stelle hat, die - mit dem kolportierten Vermögen von 2,3 Mrd. Euro in der Liste der reichsten Deutschen an Nummer 36 - aushilft. Die Pharisäer im heimischen Eishockey haben wieder Saison.© SN/APA.
ZitatAlles anzeigenEin schwieriges Heimspiel für die Bulls
21. Oktober 2005 | 11:00
Bei der Sitzung am 29. 10. in Anif tritt Salzburg gegen den Rest der Liga an: Streitpunkt 6. Ausländer
Gerhard kuntschikSALZBURG (SN). Bisher haben die Red Bulls in der Erste Bank Liga eine makellose Heimbilanz mit fünf Siegen und die 100-Prozent-Quote soll auch Sonntag im Schlager gegen Meister Vienna Capitals (18/live Premiere) anhalten. Wesentlich schwieriger wird das "Heimspiel" für Manager René Dimter und Vorstandsmitglied Reinhard Ratschiller am 29. Oktober in Anif, wo sich die Vereine und das Ligamanagement zur "Gründungsversammlung Erste Bank Liga" treffen.Denn unter dem Tagesordnungspunkt Allfälliges werden, sollten gewisse Aussagen gewisser Vereinsvertreter umgesetzt werden, die Fetzen fliegen, Und zwar von allen - gegen Salzburg. Der Stein des Anstoßes: Was alle jetzt schäumenden Klubs im Frühjahr 2004 mitbeschlossen haben, um den damaligen Nationalligameister Red Bulls endlich in die Bundesliga zu bekommen, nämlich die Regelung der zusätzlichen Transferkartenspieler für Aufsteiger: Zwei mehr als die anderen im ersten Jahr, ein Import mehr im zweiten. Und weil jetzt Salzburg gemäß den "Durchführungsbestimmungen für Österreichische Meisterschaften 2005/ 06" (§2 Teilnehmerverpflichtung, Punkt 5 - nachzulesen im Internet unter https://www.eishockeyforum.at/www.eishockey.at) mit sechs "Transferkartenspielern" (=Ausländern) antritt, spricht die Konkurrenz von Tirol bis Oberösterreich von Wettbewerbsverzerrung weil Salzburg ohnedies die stärkste Mannschaft habe.
EBL-Geschäftsführer Christian Feichtinger hofft auf eine Kalmierung noch vor der Sitzung, will aber zum Thema keine offizielle Stellungnahme abgeben ("Ich kann nicht vorgreifen"). Er sagt aber: "Bestimmungen sind da, um eingehalten zu werden. Ich halte es nicht für ratsam, Dinge zu verändern, die vereinbart wurden." Feichtinger gibt aber inoffiziell seinen Eindruck der Lage preis. "Ich meine, Salzburg war in manchen Dingen im Verhalten unsensibel." Die Regelung der Transferkartenspieler sei aber ein latentes Problem, gibt Feichtinger zu, und kündigt an, dass das Thema auch schon für 2006/07 von Interesse sei. Feichtinger weiter: "Salzburg muss sich überlegen, wie man mit den Kollegen in der EBL umgeht."
Zu den Kritikern Salzburgs gehört der neue Linzer Präsident (und Liga-Vize) Willi Wetzl, der selbst erfolgreicher Jurist ist. Sein Unmut rührt aus dem Frühjahr, als der neue Klub EHC Liwest ("Wir begannen mit nichts, ohne Infrastruktur und ohne einen Spielervertrag") im Mai einen sechsten Ausländer zugesagt und einen Monat später wieder weggenommen bekam - auf Betreiben von Salzburg und Innsbruck, sagt Wetzl. Quintessenz Wetzls zur Lage aus seiner Sicht: "Es wäre ein Armutszeugnis für Red Bull, auf einen Wettbewerbsvorteil zu bestehen." Wetzl meint sogar, geltende Bestimmungen ("Haben keine Rechtsgrundlage") könnten während der Meisterschaft verändert werden. Da aber niemand den Vertrag eines zu kündigenden Salzburger Legionärs bezahlen würde, bliebe nur die Möglichkeit zu "sechs Ausländer für alle", was Graz (Spezialfall Rebek) ohnedies schon hat. Wetzl: "Salzburg sollte die Größe haben, alle mit sechs Ausländern spielen zu lassen."
Bei den Red Bulls sieht man die Lage naturgemäß völlig anders. "Es ist doch absurd, die Ausländer während der Saison je nach Tabellenstand zu ändern", meint Manager René Dimter und kündigt Härte an: "Wir werden uns keinen Millimeter bewegen. Die Meisterschaft muss unter den Bedingungen, unter denen sie begonnen wurde, auch fertig gespielt werden." Noch weiter denkt Anwalt Ratschiller: "Ich überlege, bei Gericht eine Einstweilige Verfügung zu erwirken, dass über eine spontane Neuregelung der Ausländerfrage in dieser Sitzung gar nicht abgestimmt werden darf."
© SN/APA.
Einstweilige Verfügung gegen eine Abstimmung - also schön langsam ist es noch schlimmer wie im Kindergarten finde ich