Was ist neu
Das war dann doch zuviel des Schlechten für Red Bull-Besitzer Didi Mateschitz: abgeschlagen letzter, der Konkurrenz in jeder Hinsicht unterlegen und mit der steten Auswechslung der Legionäre (11 an der Zahl!) gefährlich an der Grenze zur Lächerlichkeit balancierend – so hat sich der Gewinnertyp Mateschitz das Mitspielen mit den andern großen Kindern wahrlich nicht vorgestellt. Und weil Schlußlichtsein nicht wirklich als Imagegewinn durchgeht, war's dann sehr bald Sense mit lustig und Erfolg durch langsamen Aufbau. In flappsigen Interviews stellte Mr.Red Bull gleich mal soetwas ähnliches wie eine Rute ins Fenster der Red Bull Eishockeyfraktion, und nun weiß man auch in Salzburg, daß ein PO-Platz wohl das mindeste der Gefühle für die rote Bullentruppe zu sein hat. Bei diesem Kader aber weder Wunder noch Auftrag: ein Dutzend teils hochkarätiger Neuzugänge und Hardy Nilsson als mittlere Legende hinter der Bande sollten des Big Boss' Wunsch nach mehr Entertainment durch Erfolge ohne gröbere Schwierigkeiten in Erfüllung gehen lassen. Mit den Bullen aus Salzburg wurde wiedermal der Beweis angetreten, daß entsprechend viel Geld nur einen Sommer braucht, um aus einer Lachnummer einen Titelmitfavoriten zu formen.
Die wichtigsten Neuen
Björn Bjurling, Goalie aus der schwedischen Eliteliga; Martin Ulrich, Heimkehrer aus der DEL und österreichischer Rekordnationaler; Andre Lakos, Hühne und aktuell einer der besten heimischen Verteidiger; Burke Henry, 40 NHL-Spiele und Drittrundendraftpick '97; Juha Lind, vielfacher finnischer Internationaler mit 133 NHL-Spielen; Darby Hendrickson, Center mit Erfahrung von über 500 NHL-Spielen; Dieter Kalt, Teamkapitän, aktueller Meister mit Erfahrung in der DEL und SEL; Matthias Trattnig, Teamspieler, AHL-Heimkehrer und Viertrundendraftpick '98; Gregor Hager, gereiftes Talent aus der KAC-Nachwuchsschmiede; Philipp Pinter, aus Amerika heimgekehrtes ehemaliges villacher Talent; dazu haben die Salzburger aktuell einen Legionärsposten noch immer nicht besetzt.
Wer wird fehlen
Nicht für jedermann mag es nachvollziehbar sein, weshalb die Salzburger auf eine Weiterverpflichtung ihres besten Legionärs des Vorjahrs verzichtet haben: Lee Jinman scorte in 30 seiner 48 Spiele, blieb nie länger als 3 Partien in Serie ohne Punkt und beendete die Saison mit 14 Toren und 36 Assists. Zum Vergleich Warren Norris erstes grazer Jahr: 51 Spiele, 22 Tore, 33 Assists – und er hatte im Gegensatz zu Jinman ein PO-Team um sich. Goalie Jürgen Penker ist auch nicht mehr Teil des neuen Salzburger Wunders (und seltsamerweise auch sonst bei keinem heimischen Klub gelandet), dabei ward er oft und meist alleingelassen und konnte trotzdem in Partien mit mehr als 30 Schüssen auf sein Gehäuse (17 an der Zahl) eine .spct von von fast 91,9% anbieten. Und wer Raffi Rotter nicht vermissen wird, hat von Eishockey sowieso keine Ahnung.
Tor
Suttnig, Seidl, Penker, Tallas und jetzt Bjurling: mit dem Import aus Stockholm möchten die Bullen der ewigen Goalie-Rotation des Vorjahrs ein Ende setzen. Die Chancen stehen nicht schlecht, deuten doch Bjurlings Statistiken aus der SEL auf einen erstklassigen Torhüter hin. Schön für ihn auch, daß er hinter einer bärenstarken Verteidigung agieren darf und somit vom Schießbudengefühl seiner Vorgänger verschont bleiben dürfte. Im Falle eines Ausfalls von Bjurling steht mit Bernhard Bock ein erfahrener Back-Up parat, der schon mit Lustenau seine Erstligatauglichkeit unter Beweis gestellt hat. Der junge Thomas Innerwinkler wird wohl primär im Salzburger Farmteam zum Einsatz kommen.
Verteidigung
Ulrich, Lakos, Artursson, Henry. Wohl nur noch die schwarzen Flügel aus Linz können ähnlich prominent besetzte Top4 in der Verteidigung vorweisen. Mit Ulrich und Lakos besitzt Salzburg 2 herausragende Aufbauspieler und auch 2 absolute Leader für das gesamte Team. Burke Henry war in seinen Juniorenzeiten ein Point-Producer, seine Statistiken aus der AHL deuten nun aber eher auf einen soliden absichernden Defender hin. Greger Artursson war einer der wenigen Lichtblicke des vorjährigen Desasters (Nr.9 der EHL-Verteidigerscorerliste). Unterweger, Mana und Pittl dürften derzeit die besten Aussichten auf Nummer 5 und 6 besitzen, doch mit Victor Lindgren und Joussef Riener klopfen schon 2 U-20 Nationalteamspieler, die im Vorjahr erste ausgiebige Bundesligaerfahrung sammeln konnten, ans salzburger Bankerltür.
Angriff
Erweitere einen Stamm mit den 2 Pewals, Patrick Harand, Auer und Grabher-Maier um die Nationalspieler Kalt und Trattnig, gib dazu den finnischen Internationalen Juha Lind, den Checking-Center und Bully-Spezialisten Darby Hendrickson und dann noch Gregor Hager aus Klagenfurt, und du hast den Kern für eine zukünftige Meistermannschaft. Mit Grauen wird die Konkurrenz daran denken, was passiert, wenn Salzburg seine letzte Transferkartenstelle an einen erstklassigen Flügel mit Scorerqualitäten vergeben sollte – da dürften dann Erinnerungen an die letztjährige Meistermannschaft der Capitals wachwerden. So stark ist die Salzburger Offensive zwar nicht wirklich einzuschätzen, da keiner ihrer Spieler an die individuelle Klasse von Wren, Craig und Chyzowski rankommt, aber jede Mannschft, die in ihrer dritten Linie drei potentielle Nationalteamspieler aufbieten kann, darf sich berechtigte Hoffnungen auf einen Platz im Finale machen.
Trainer
Mit Hardy Nilsson kommt die gebündelte Karft eines legendären Namens und vergangener Triumphe in die Mozartstadt. Die letzten Jahre verbrachte der Schwede hinter der Bande seines heimischen Nationalteams, und daß das Drei Kronen Team in diesen 5 Jahren ohne Titel blieb, mag nur ein kauziger Fauxpas der Geschichte gewesen sein. Die Kritik am oft etwas schläfrigen Spielstil seiner blau-gelben mußte sich Nilsson dennoch gefallen lassen. In Salzburg kann Nilsson im Gegensatz zu so mancher Weltmeisterschaft wieder aus dem vollen schöpfen und mit einer Mannschaft auflaufen, die wie einst in Köln zu den besten der Liga gehört. Da macht das Arbeiten ja dann gleich viel mehr Spaß.
Special Teams
Am besten Schwamm drüber und von vorne anfangen. Sowohl Power Play als auch Penalty Kill waren im Vorjahr unterirdisch, das einzig Positive war wohl, daß die Bullen als die Lämmchentruppe der Liga am seltensten in Unterzahl gerieten. Mit Ulrich, Lakos, Trattnig, Kalt & Lind sollte das powerlose PP der Vergangenheit angehören, und daß eine bessere Defense automatisch auch ein besseres Penalty Killing bedeutet, ist ja irgendwie logisch, oder?
Local Hero
In diesem Fall Heroes: Martin und Marco Pewal waren 2 weitere Lichtblicke in einer an sich düsteren Bullen Saison 2004/05. Beide scorten an die 30 Punkte und beide trafen dann, wenns am nötigsten war: 7 der 11 Tore von Marco Pewal waren entweder Führungs-, Ausgleichs-, oder Anschlußtore, während Martin Pewal sogar 16 seiner 17 Tore in solch wichtigen Momenten erzielte. Reife Leistung.
Zeit zum Gasgeben
Es gab einmal eine Zeit, da wurde Dieter Kalt von Menschen außerhalb Villachs als einer der besten aktuellen heimischen Eishockeyspieler von anerkannt bis geschätzt und geliebt. Dann kam das Meisterjahr mit den Capitals und ein doch in manchen Phasen überraschend dezent auftretender Kalt. Dann kam die grausame Weltmeisterschaft und ein Interview, in dem der Teamkapitän auf so ziemlich alles außer sich selber losging – in erster Linie auf die heimischen Fans. Und dann kam das Kasperletheater um seinen Wechsel zu Salzburg und seinen Vertrag in Wien und überhaupt, und plötzlich gibt es auch viele Menschen außerhalb von Villach, deren Meinung über des Präsidenten Sohn an Wohlwollen merklich eingebüßt hat. Zeit, daß Kalt wieder mit Leistung auf dem Eis von seiner sonstiger Ungeschicklichkeit ablenkt.
Der beste Fall
Meister. Bjurling hält alles oder das wenige, was Lakos & Co zu ihm durchlassen, vorne sorgen Lind, Kalt & Trattnig für die Tore und Auer, Grabher-Maier und Harand für die Gaudi, Nilsson packt seine alten Erfolgsformeln aus, und wenns immer noch nicht paßt, wird eben legionärsmäßig top nachbesetzt.
Der schlimmste Fall
Kein PO. Das Team spielt fad wie die Schweden unter Nilsson, der Funke springt im Volkspark nicht über und Mateschitz wird merklich unruhig. Mehr brauchts wahrscheinlich nicht, um eine negative Eigendynamik wie im Vorjahr, nur diesmal auf höherem Niveau, zu starten.
Wahrscheinlicher Fall
Ein sicherer PO-Platz. Mit diesem Team und Background sowie dem Verbandszugeständnis eines zusätzlichen Legionärs wäre kein PO-Platz mehr als blamabel. Einmal im PO hängt vieles von individueller Klasse ab, und die ist ja im Salzburger Kader mehr als ausreichend vorhanden. Gut möglich, daß einer der beiden Finalisten dann EC The Red Bulls Salzburg heißt – damit heuer wenigstens einer seiner Vereine dem Dosen-Papst eine Freude macht.
und wer's anders sieht, kann's gerne drunter posten
Roster EC The Red Bulls Salzburg (leider zweigeteilt & Kompromiß-Bildqualität):