Was ist neu
In Tradition der kurzen HCI-Geschichte in der ersten Bundesliga mal wieder 'ne ganze Menge. Und vor allem eines: die skandinavischen Tage scheinen in Innsbruck vorerst mal der erfolglosen Vergangenheit anzugehören. Nachdem in den letzten Jahren vorwiegend Schweden Legionärs- und Trainerposten besetzen durften, setzt die innsbrucker Vereinsführung diesmal alle ihre TIWAG-Jetons auf das kanadische Ahornblatt. 5 Spieler und ein Trainer aus dem Mutterland des Eishockeys sollen endlich den Erfolg ermöglichen, denn die schwedischen Eishockeyschule bislang erfolglos hinterhergekurvt war. Ferner verzichteten die Haie heuer zum erstenmal seit langem auf teure heimische Verstärkungen, teils auch deswegen, weil viele von ihnen eh schon in den letzten Jahren in Innsbruck angedockt haben. Der Plan sieht nun vor, daß mit dem neuen kanadischen System nicht nur der große Erfolg in den jungen Innsbrucker Glaspalast einziehen wird, sondern mit dem Adieu zur gepflegten schwedischen Fadesse auch auf den Rängen durch neue Emotion und neue Härte im Spiel erstmals so richtig Leben in die Bude kommt. Ob auch wer daran gedacht hat, endlich diese fürchterlichen babyblauen Jerseys mitzuentsorgen? Dann wär's erst ein richtig guter Plan.
Die wichtigsten Neuen
David Cloutier, Verteidiger mit AHL-Erfahrung; Daniel Jacob, Verteidiger aus der kanadischen Uni-Liga und wir kennen ihn aus dem Fernsehen; Todd Elik, fast 450 NHL Spiele und beinahe schon legendärer Status in der Schweiz; Tavis Hansen, ehemalige NHL-Hoffnung in Asien gestrandet; James Desmarais, bewährter Scorer in Nordamerikas unteren Ligen; Alan Haworth, Ex-Kurzzeittrainer des SC Bern.
Wer wird fehlen
Auch wenns nach der erfolglosen Saison nicht gerade populär klingt: alle Schweden hätten's nicht entlassen brauchen. Gerade Torbjörn Johansson war mit Sicherheit nicht der schlechteste Legionärsdefender der Liga, dafür spricht schon seine ausgezeichnete +/- Bilanz (Platz 1 bei den Haien, 3. der EHL-Verteidiger und 10. der EHL), sondern auch die Kombination mit 29 Punkten (elftbester Verteidiger der EHL), 7 (bei 9 Treffern) wichtigen Toren und 5 Punkten (2 Toren, 3 Assists) als zweitbester Scorer der Haie im PO-Krimi gegen den KAC. Und selbst der maßlos vorschußgelorbeerte Patrik Zetterberg wäre in einem neuen engagierteren Umfeld keine Schwächung der Mannschaft gewesen - nicht nur wegen seiner 8 PP-Tore (bester Innsbrucker und Nr.7 der Liga), sondern auch wegen dem Umstand, daß er im PO sein Level mit 5 Toren in 5 Spielen gehörig raufschrauben konnte.
Tor
Alles beim alten in Innsbruck: mit dem Duo Claus Dalpiaz/Fabio Gottardis steht nun schon das dritte Jahr die gleiche Kombo fürs Tor der Haie zur Verfügung. Und nach seinen tadellosen Auftritten als Ersatz für den verletzten Dalpiaz würde eigentlich wenig dagegen sprechen, dem jungen Gottardis auch diese Saison mit dem einen oder anderen Einsatz das Vertrauen zu schenken. An der unangetasten Nr.1 Position von Nationalteamtorhüter Dalpiaz wird sich ohnehin nichts ändern. Und das ist auch gut so. Aller Kritik diverser Experten zum Trotz verliert auch weiterhin keine Mannschaft wegen Dalpiaz die Spiele, und mit bald 34 Jahren ist der alte Recke noch immer für das eine oder andere eigenhändig gewonnene Spiel gut. Im PO-Duell gegen NHL-Star Cloutier war der Kufsteiner jedenfalls nicht der schlechtere Goalie.
Verteidigung
Mit Gerhard Unterluggauer steht der wahrscheinlich aktuell beste heimische Verteidiger in den Reihen der Haie. Dazu gesellen sich mit Sven Klimbacher und Alexander Mellitzer 2 verläßliche Defensivdefender. David Cloutier muß einiges Offensivpotential mitbringen, um den Spielaufbau von hinten nicht zur One-Man-Show Unterluggauer verkommen zu lassen. Der zweite neue, Daniel Jacob, ist ein relativ unbeschriebenes Blatt, er soll neben physischer Stärke vor allem einen scharfen Schuß besitzen. Wenn er den auch aufs Tor platzieren könnte, würde dies vor allem dem unbefriedigenden innsbrucker Power Play viel Freude machen. Für den 6.Defender-Platz ist wohl Florian Schwitzer gesetzt, im Vorjahr mit 95 Strafminuten Anführer der internen Rangliste der Haie. Alternative zu Schwitzer ist der junge Florian Stern. Eine solide Verteidigung , doch andere (Salzburg, Linz, Villach) sind da besser.
Angriff
Innsbruck hat mit Andreas Pusnik den nach wie vor besten heimischen Center in seinen Reihen. Weiters wissen die Tiroler mit Raimund Divis den besten hiesigen Defensiv-Center unter sich (der aber meist als Flügel gebracht wird). Und nun hat der HCI mit Todd Elik einen Spieler verpflichtet, der sich mit Warren Norris und Bob Wren um die Position des stärksten Centers der Liga matchen wird. Kein anders Team ist in der Mitte so gut besetzt wie die Haie. Was fehlt sind die Sniper am Flügel. Seit der Saison 2002/03 (Molin, Lindner) haben die Innsbrucker keinen 20-Tore Mann mehr vorzeigen können, und da helfen dann die ligaanführenden 8 Spieler mit 10 oder mehr Treffern auch nimmer viel, wenn keiner da ist, der im gegnerischen Verteidigungsdrittel wirklich Angst und Schrecken verbreitet. Tavis Hansen ist der nächste gewagte Versuch am Inn, diesen Scorer zu finden. Der zweite neue, James Desmarais, könnte zumindest von seinen einstigen Junioren-Stats her berechtigte Hoffnung auf viele Tore geben, doch noch ist er (wie auch UHL-Scorer Ruid in Graz) eher ein Dark Horse. Einzig bekannte Scorer-Größe heimischer Natur ist Martin Hohenberger, mehr als in der letzten Saison sollte man sich auch von Nationalteamaspirant Patrick Mössmer erwarten. Der Angriff wird von den jungen Schönberger, Höller, Schwitzer und Müller abgerundet, die sicher alle für das ein oder andere Tor gut sind, aber noch eine wichtigere Rolle spielen würden, wenn sie mit den Stars gepaart zur Aufbietung von 3 torgefährlichen Linien sorgen könnten.
Trainer
Die liebste Geschichte über Alan Haworth: kurz vorm vorzeitigen Ende seiner Arbeit als SC Bern Trainer ward er mit der Entscheidung eines Schiedsrichters so unzufrieden, daß er den armen gestreiften Mann mit allem bewarf, was er in seinen Taschen vorgefunden hat. Der Mann kann mit Druck anscheinend gut umgehen. Für ein Team wie den HCI, das die letzten Jahre mit schwedischen Eisbären verbringen mußte, kommt so ein emotionaler Trainer wohl zum passendsten Zeitpunkt. Ob er taktisch auch der richtige Mann ist, werden die kommenden Wochen zeigen. Sein kurzes Chefcoach-Vorleben in der Schweiz kann dazu noch nicht allzuviel Aufschluß geben, da sowohl in Olten wie auch Bern durch besondere Umstände genug Entschuldigungen für weniger Erfolge vorhanden waren. Wenn es ihm jedoch gelingt, mit Emotion die Verschlafenheit aus der Mannschaft auszutreiben, genügen schon simple taktische Vorgaben und ein paar gute Legionäre, um über eine Saison Erfolg zu haben. Das hat uns ja z.B. ein Kurt Harand gelehrt.
Special Teams
Ein durchschnittliches Power Play und ein Penalty Killing, daß oft jenseits von gut und böse war, wird den HCI sicher nicht zu den vom Sponsor erhofften und finanzierten Erfolgen führen können. Das PP kam letzte Saison erst gegen Ende so richtig in die Gänge (z.B. 9 PP-Tore in den 5 PO-Partien), trotzdem vermochte es auch in seinen guten Phasen nicht zu überzeigen. Dabei konnte sich Innsbruck mit 268 an den zweitmeisten Überzahlspielen der Liga üben – bei mehr Effizienz als den 18,65% hätten ein paar Tör'chen & Siege rausgeschaut. Vielleicht können die 3 neuen Angriffslegionäre dieses Manko beseitigen helfen. Und jedes Penalty-Killing unter einer 80%-Quote wird im Aufgabenheft eines neuen Trainer ohnehin ganz oben stehen.
Local Hero
Gerhard Unterluggauer's Rückkehrsaison nach Österreich war zumindest für ihn persönlich ein Erfolg: 14 Tore (davon 8 wichtige), 37 Assists, 2. unter den EHL-Verteidigern, 2.der internen HCI-Scorerliste, 17 PP-Punkte, als einer der wenigen Haie fast über die gesamte Saison konstant und am scoren, und zum Abschluß war er auch noch bester Torschütze und Scorer von Team Austria bei der enttäuschenden WM von Wien. Noch so eine Saison, und er macht Andreas Pusnik den Rang als Franchise-Hai streitig.
Zeit zum Gasgeben
Statistisch gesehen wirken Martin Hohenbergers 17 Tore und 28 Assists gar nicht so übel, vor allem, wenn man die enttäuschende Saison zuvor als Vergleich hernimmt und einbezieht, daß 10 von den 18 Treffern der wichtigen Sorte welche waren. Aber: nur 3 PP-Tore und 11 PP-Punkte sind für einen Stürmer seiner Klasse alles andere als befriedigend. Die langen Durststrecken (einmal 9 Spiele und einmal 14 Spiele ohne Treffer) sprechen auch nicht gerade für eine Glanzsaison. Das PO lief alles andere als dominierend, aber wirklich zu denken gibt, daß der einstige Power-Forward des öfteren an der Peripherie sein Spiel zu finden versuchte. Möge das neue kanadische Feuer in Innsbruck den jüngeren Hohenberger wieder in das Zentrum der Schlacht zurückführen.