ZitatAlles anzeigenWenn in den nächsten Tagen die Eishockey-Weltmeisterschaft in Österreich über die Bühne geht, ist mit einem großen Andrang der Fans zu rechnen, aber kaum mit Ausschreitungen. So hart und brutal es oft auf der Spielfläche zugeht, so friedfertig sind in der Regel die Anhänger dieses Sports. Anders geht es im Umfeld von Fußball-Stadien zu: Nahezu jedes Wochenende kommen Berichte über Randale. Eine oft formulierte Erklärung beagt, dass sich in der relativen Anonymität der großen Fußballstadien leichter Aggressionen ausleben kann.
Anonymität. Eben diese Anonymität sei in Eishallen nicht so gegeben wie in den großen Stadien, sagte Univ.-Prof. Otmar Weiß, Soziologe am Sportwissenschaftlichen Institut der Universität Wien. "Die Menschen fühlen sich im Fußballstadion nicht so beobachtet." Außerdem gebe es im Fußball ganz andere Traditionen. Aus soziologischer Sicht existiere dort eine sehr tiefe Identifikation mit und eine Projektion der Fans auf ihre Mannschaft. Ausschreitungen, die im Stadion selbst entstehen, hält Weiß allerdings für weniger gefährlich als Hooligans, die ein gesellschaftliches Problem seien.
Dunkle Seite der Gesellschaft. Dabei handle es sich um Jugendliche, die selbst aus zerstörten Familien stammen, nie etwas anderes als Gewalt am eigenen Leib erfahren hätten. Sie hätten einen Zwang zur Aggression und würden in den Stadien den Freiraum nutzen, diesen Zwang auszuleben. Das Problem der Hooligans zeige die "dunkelste Seite der Gesellschaft" und führe ihr das eigene Versagen vor Augen, sagte der Soziologe.
Provozieren. Der Sportpsychologe Günter Amesberger wies darauf hin, dass Ausschreitungen im Sport nicht auf Fußball beschränkt seien. In der US-Profi-Basketballliga NBA kam es beispielsweise im November 2004 in Detroit zu einer Schlägerei zwischen den Spielern der Detroit Pistons und der Indiana Pacers, die sich auf die Zuschauer übertrug. Zudem seien solche Aufstände oft bewusst inszeniert, so Amesberger. Es sei ein Unterschied, ob Ausschreitungen spontan entstehen oder ob bestimmte Gruppierungen sie von vornherein bewusst planen. Auch die Exekutive werde teilweise gezielt provoziert und müsse danach ausgebildet werden. "Es ist ein Spiel beim Spiel geworden", sagte der Sportpsychologe.
Ausschreitungen. "Die Dynamik der Fangruppen sucht sich Anlässe, aber sie wird nur wenig von diesen geprägt", sagte Dr. Stephan Rudas, Leiter der Psychosozialen Dienste in Wien. "Es geht nicht darum, was sich auf dem Spielfeld ereignet." Das betreffe aber nur eine kleine Minderheit der Zuschauer. "Bei jeder Massenveranstaltung gibt es einen kleinen, aber auffälligen Prozentsatz, der etwas ganz anders will." Welche Massenveranstaltung das ist, sei im Endeffekt nicht wirklich relevant. Ausschreitungen seien daher prinzipiell auch bei Eishockey-Matches möglich.
Herrlich pauschalisiert...