- Offizieller Beitrag
Kaderbewertung: Titelverteidiger KAC als der große Gejagte
Ein Schlagwort begleitet den KAC seit der letzten Finalserie. Das Torpedoeishockey. Nach Bekanntwerden der Verpflichtung des schwedischen Trainers Mats Waltin warten die Fans schon gespannt darauf, wie dieses System in der Praxis aussieht.
Noch bevor der KAC den 28. Meistertitel erobert hatte, wurden schon die ersten Neuverpflichtungen für die kommende Saison getroffen. Chris Bartolone löste den unglücklichen Jaako Nisakvaara ab und Steve Washburn hat ein äußerst schweres Erbe anzutreten. Thomas Koch hat mit drei Meistertellern im Gepäck die Reise nach Schweden angetreten. Meistertrainer Siitarinen musste erleben, dass ein Meistertitel in Klagenfurt keine Garantie auf Vertragsverlängerung ist. Aus Innsbruck kommt nach einigen Wanderjahren Heimo Lindner zu seinem Stammverein zurück. Sein Vorgänger war der nach Salzburg übersiedelte Matti Kaipainen. Ein Abgang der nicht unumstritten war. Allerdings sind die Entscheidungen des Vorstandes nicht immer nachvollziehbar.
Die Verteidigung wurde durch einen weiteren Legionär verstärkt. Kent Fearns kommt ebenso wie Washburn aus Hamburg zum KAC. Damit hat der KAC drei kanadische und zwei Italo-Kanadier im Team. Eine Konstellation die angesichts eines schwedischen Trainers doch ungewöhnlich erscheint. Anscheinend hat sich im Eishockeysport auch schon die Globalisierung durchgesetzt und ermöglicht demnach, verschiedene Eishockeyphilosophien auf einen (erfolgreichen?) Nenner zu bringen.
Neben den sportlichen Aspekten wurde auch in der Eishalle eine wirtschaftliche Entscheidung getroffen. Der VIP-Bereich wurde auf Kosten einer Stehplatztribüne erweitert und bringt dem Verein zusätzliches Geld in die Kassa. Eine Entscheidung, die der manchmal lähmenden Stimmung in der Halle sicherlich keinen Vorteil verschaffen wird.
Der KAC war im heurigen Sommer mit vier Abgängen (Sintschnig, Harry Lange, Kaipainen und Koch) und drei Zugängen einer der „ineffizientesten“ Klubs der Bundesliga. Diese Transferpolitik spricht für Kontinuität und soll das verlautbarte Saisonziel „Finale“ sichern. Das inoffizielle Saisonziel lautet aber wie jedes Jahr „Meistertitel“. Wenngleich es heuer anhand der starken Konkurrenz viel Skepsis offen lässt.
Hockeyfans.at Prognose
Als Titelverteidiger muss man immer damit leben, dass man der große gejagte einer Liga ist. Die Klagenfurter kennen diese Situation bereits zur Genüge und wissen auch, wie sie damit umgehen müssen. Dennoch ist man nicht der unumstrittene Titelaspirant in der Erste Bank Eishockey Liga, sondern auch Innsbruck und die Capitals werden allgemein als die größten Herausforderer angesehen.
Die Klagenfurter treten einmal mehr mit einem der homogensten Teams in der Liga an und sind durchwegs gut besetzt. Mit dem neuen Trainer erhofft man sich bei den Rotjacken einen Motivationsschub und durch das angekündigte neue System werden die Rotjacken wohl auch in dieser Saison die Herzen von Offensivfanatikern höher schlagen lassen.
Der Kader hat sich gegenüber dem Meisterjahr nur an einigen wenigen Stellen verändert und nicht alleine deswegen müssen die Rotjacken auch als einer der Anwärter auf Rang 1 gelten. Mit Andrew Verner hat man vermutlich den besten Goalie der Liga im Kasten, lediglich der Abgang von Thommy Koch nach Schweden könnte etwas schmerzen.
Die Klagenfurter werden auf alle Fälle auch in dieser Saison um den Titel mitspielen. Gelingt es wie im letzten Jahr effizient zu bleiben und die Defensivkonzepte der Konkurrenz zu durchbrechen, ist für die Rotjacken alles drin - auch Titel Nr. 29.
Hockeyfans.at Prognose: Rang 1 – 3
Die Kaderbewertung des KAC:
Tor: Wer wenn nicht er? Andrew Verner, der Wunderwuzzi im Tor, hat in der letzten Saison viele Spiele gerettet und den größten Anteil am Meistertitel gehabt. Sein Spiel versetzt die Fans in Hochfreude und bringt viel Sicherheit in die Hintermannschaft des KAC. Auch wenn er in der offiziellen Torhüterstatistik nicht den ersten Platz belegte, war er mit Sicherheit der beste Goalie in der abgelaufenen Spielzeit. Es wird aber sehr schwer für ihn werden, in seiner zweiten Saison diese Leistung zu wiederholen. Ein Aspekt, der sehr wichtig für die Zukunft des Vereins ist, dass er für das Training seines back-ups Hannes Enzenhofer verantwortlich ist. Enzenhofer fristet nun schon seit einigen Saisonen das Dasein als zweiter Torhüter. In seinen drei Spielen vorige Saison zeigte er aber, wie sehr er bereits vom Training mit Verner profitiert hat.
Wertung: 5 von 5 Punkten
Verteidigung: Die Verteidigung verspricht viel Routine. Kapitän Emanuel Viveiros der Denker und Lenker, vor allem im Powerplay. Gegen Ende der letzten Saison fand er nach einer längeren Verletzungspause nur schwer den Anschluss. Diese Unsicherheit ist aufgrund seines Alters auch für die neue Saison nicht auszuschließen. Auch Igor Ivanov ist nicht mehr der jüngste Verteidiger, spielt aber gekonnt seine Routine aus und hat auch den Zug zum gegnerischen Tor. Chris Bartolone kam schon im letzten Play-off nach Klagenfurt. Sein Stil überzeugte erst wenige Zuschauer, was von Kritikergegnern durch seine lange DEL-Saison abgetan wurde. Doch bereits in den Testspielen bleibt neuerliche Kritik nicht aus.
Die einzige Neuerwerbung in der Abwehr soll auch als Stürmer eingesetzt werden. Kent Fearns bringt für seinen Job die notwendige Größe mit, was in der KAC-Verteidigung generell ein Manko darstellt. Herbert Ratz verlängerte heuer seinen auslaufenden Vertrag und bringt durch seine Übersicht viel Ruhe ins Spiel. Bei Johannes Reichel wechseln noch zu oft Licht und Schatten ab. Heuer sollte er mehr Konstanz auf das Eis legen. Johannes Kirisits zeigte in seiner ersten Bundesligasaison sein Potenzial und wird sich heuer wieder weiterentwickeln.
Wertung: 4,5 von 5 Punkten
Sturm: Im Angriff stellt sich die zentrale Frage: „Wer wird Thomas Koch ersetzen können?“ Welser, Iob und Koch erzielten vorige Saison 80 Tore. Vor allem im Powerplay zeigte Koch seine Stärken. Um auch heuer diese Stärke wieder auszuspielen wurde Washburn verpflichtet. Für ihn gab es aber in der letzten Saison bei Hamburg nur wenig Eiszeit. Speziell Iob ist sehr abhängig von einem präzisen Vorlagengeber. Seine erste Saison in Klagenfurt zeigte, mit Schaden und Kraiger in einer Linie, wie schwer es für ihn ist, die Scheibe im Mitteldrittel zu erkämpfen und den Abschluss zu finden. Daniel Welser spielte eine starke WM und stand kurz vor einem Wechsel ins Ausland. Zur Freude aller in Klagenfurt verlängerte der kampfstarke Stürmer seinen Vertrag. Seine Kampfeskraft spiegelt sich aber nicht nur in spielerischer Hinsicht wider.
Bei Gerald Ressmann weiß man nie, wie man dran ist. Seine Leistungsbreite schwankt oft wie der Stand der Drau. Als Führungsspieler auf der Eisplatte ist er dennoch unersetzlich. Sein Partner wird wieder Gregor Hager sein, der vorige Saison nur eine halbe Spielzeit absolvieren konnte. Der „Meistermacher“ David Schuller wird heuer wieder mit einer Pferdelunge ausgestattet, viele verloren glaubte Pucks erkämpfen. Er gilt aber noch immer als ewiges Talent. Der Wiener Philippe Horsky zeigt meistens gegen seine Landsleute das beste Hockey. Für ihn gilt ähnliches wie für Schuller. Jens Kraiger hat einen schweren Stand in Klagenfurt. Als Stürmer sammelt er zu wenig Punkte und wird meistens zur Entlastung eingesetzt. Das letzte KAC-Urgestein kommt aus der Steiermark. Mario Schaden hängt nochmals eine Saison an. Durch seine fehlende Schnelligkeit wird er in dieser Liga aber oft auf verlorenem Posten stehen und mehr durch Kampfeswillen auffallen. Die Rückkehr von Heimo Lindnder wird mit gemischten Gefühlen empfunden. Sein Torinstinkt gepaart mit unnötigen Strafen hat ihm einen Ruf eingebracht, den er in Klagenfurt versuchen muss zu widerlegen, um tatsächlich als Verstärkung zu gelten.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Trainer: Dem neuen Trainer kann man eine erfolgreiche Karriere als Spieler und Trainer nachsagen. Mit Schweden wurde er 1980 und 1984 dritter bei den olympischen Spielen. Zwei damalige Teamkollegen sind in Österreich keine Unbekannten. Zum einen Thomas Rundqvist und zum anderen der neue Innsbruck-Coach Tommy Samuelsson. Waltin ist der einzige Trainer in der Bundesliga, der noch keine Österreichvergangenheit aufweisen kann. Seine erste Trainererfahrung sammelte er in seiner Heimat als Assistent von Ex-Graz-Trainer Claes Göran Wallin. In der Schweiz schaffte er mit dem HC Davos den Aufstieg in die Nationalliga A. Ein Tiefpunkt in seiner Trainerkarriere war wohl der Abstieg mit der Schweiz aus der A-Gruppe bei der WM 1995. Zuletzt feierte er in Schweden mit Djurgarden den Meistertitel. Ihm wird die Erfindung des „Torpedoeishockeys“ nachgesagt. Dies stimmt nur bedingt. Pioneer soll Hardy Nilsson gewesen sein, verfeinert wurde diese Taktik allerdings von Waltin. Um diese Taktik in die Praxis umzusetzen bedarf es viel Technik und Kreativität der Spieler. Das Spiel basiert auf schnellen Stürmern. In der Verteidigung wird es ähnlich des Fußballs einen Libero geben, der vorm Tor „ausputzen“ und schnelle Angriffe ermöglichen soll. Die Devise von Waltin lautet: „Die Spieler sollen 80% offensiv und 20% defensiv denken.“ Bemerkenswert ist: Waltin war als Aktiver Verteidiger und Djurgarden wurde Meister, obwohl die Mannschaft nicht die meisten Tore erzielte.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Gesamtwertung: 17,5 von 20 Punkten
Das Endergebnis der Hockeyfans.at Kaderbewertung:
1. KAC 17, 5 Punkte
1. Vienna Capitals 17,5 Punkte
3. HC Innsbruck 17 Punkte
4. Black Wings Linz 16,5 Punkte
4. Graz 99ers 16,5 Punkte
4. VSV 16,5 Punkte
7. Red Bulls Salzburg 16 Punkte